Beate Gilles macht ihren Job sachlich und unaufgeregt
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Vor genau einem Jahr geisterte ein sehr schräges "Klassenfoto" durch die Medienwelt. Das "Gruppenbild mit Dame" der Herbstvollversammlung der Deutschen Bischöfe in Fulda präsentierte mehr als 50 schwarz gekleidete ältere Herren mit grauem Haar, in ihrer Mitte als blauer Farbtupfer die neue Generalsekretärin Beate Gilles. "Sie schickt der Himmel", hätte man das Ganze wohlwollend betiteln können, doch das Szenario rief vor allem Polemik hervor, wirkte es doch auf viele befremdlich. Die Momentaufnahme verdeutlicht bis heute sehr gut das Hauptproblem der katholischen Kirche in Deutschland: Sie wirkt in den Augen vieler Menschen hoffnungslos aus der Zeit gefallen. In Zeiten, in denen Frauen Handwerksbetriebe erfolgreich führen, in Aufsichtsräten und Vorstandsetagen von Konzernen sitzen und selbst eine wertkonservative Volkspartei eine Frauenquote einführt, in solchen Zeiten wirkt die als Sensation vermeldete Berufung einer Generalsekretärin katholischer Bischöfe lächerlich.
Ein Jahr später, gleicher Ort, gleiches Timing, gleiche Bischöfe, gleiche Generalsekretärin, nun schon mit über einem Jahr Diensterfahrung. Viel Wasser ist seitdem den Tiber, den Rhein, die Elbe und die Fulda hinabgeflossen. Die promovierte Theologin Beate Gilles hat ihre Amtsgeschäfte in dieser Zeit sachlich und unaufgeregt erledigt, frei von Allüren und Sensationen. Und wie so oft in den Vorstandsetagen sorgte nicht etwa sie für Skandale, sondern einige ihrer Chefs.
Manche denken, eine Generalsekretärin könne unter den Bischöfen nicht viel ausrichten. Die aktuelle Amtsinhaberin hat das Gegenteil bewiesen, sie ist präsent und als Theologin fachlich kompetent – selbst 60 Jahre nach dem Konzil scheint diese Botschaft bei einigen noch nicht angekommen zu sein. In der Bischofsstadt Fulda ist man da schon einen Schritt weiter. Es ist den Teilnehmern der aktuellen Vollversammlung zu wünschen, dass sie in einer Konferenzpause Zeit finden, die Gegend um den Fuldaer Dom zu erkunden. Dort werden sie auf Fußgängerampeln mit dem Konterfei des heiligen Bonifatius stoßen, in Rot mit Kreuz, in Grün mit Bischofsstab. Ein Schelm und eine Schelmin, wer beim Betrachten der Ampelfigur mit Bischofskleid eher an eine Frau als einen Mann denkt.
Die Autorin
Schwester Dr. Maria Gabriela Zinkl SMCB ist Borromäerin im Deutschen Hospiz St. Charles in Jerusalem und arbeitet als Dozentin für Kirchenrecht und als Pädagogin.Hinweis
Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der jeweiligen Autorin bzw. des Autors wider.