Seligsprechungsverfahren für Erzbischof Profittlich kommt voran
Das Seligsprechungsverfahren für den aus dem Bistum Trier stammenden estnischen Erzbischof Eduard Profittlich (1890-1942) kommt offenbar voran. Bei einem Besuch einer Reisegruppe des deutschen Bonifatiuswerks der deutschen Katholiken in Tallinn erklärte die mit dem Seligsprechungsprozess befasste bischöfliche Postulatorin Marge-Marie Paas, dass noch in diesem Jahr die sogenannte "Positio", eine Lebensdarstellung mit allen relevanten Zeugnissen, an die zuständigen vatikanischen Stellen übergeben werden solle. Sie rechne mit einer Entscheidung darüber in den nächsten Jahren.
Profittlich, der 1913 im niederländischen Heerenberg in den Jesuitenorden eingetreten war, war seit 1931 Apostolischer Administrator der katholischen Kirche im damals unabhängigen Estland und seit 1936 Erzbischof. Zuvor war er unter anderem in Oppeln und Hamburg als Geistlicher tätig. Nach der sowjetischen Besetzung des Landes 1940 wurde Profittlich wie rund 60.000 weitere Esten 1941 verhaftet, deportiert und in Kirow zum Tode verurteilt.
Tod noch vor Vollstreckung des Urteils
Wie aus erhaltenen sowjetischen Unterlagen hervorgeht, starb Profittlich noch vor der Vollstreckung des Urteils am 22. Februar 1942 an den Folgen von Folter und Haft. Zur Förderung des Seligsprechungsverfahrens wurde von der katholischen Kirche Estlands unter www.profittlich.eu eine Website veröffentlicht, die in Estnisch, Englisch, Deutsch und Russisch über das Leben des Märtyrers informiert. Zudem erschien in Tallinn eine von Paas verfasste Lebensbeschreibung, die auch in deutscher Sprache vorliegt.
"Wir hoffen von ganzem Herzen und beten zu Gott, dass Erzbischof Eduard Profittlich der erste Selige der katholischen Kirche Estlands sein wird, denn jeder Heilige oder Selige bereichert die Kirche und ermutigt uns, in unserem täglichen Leben die Heiligkeit zu suchen", schreibt der heutige estnische Apostolische Administrator, Bischof Philippe Jourdan, im Vorwort dazu. Profittlich habe sein Leben "ganz für Gott und die katholische Kirche in Estland aufgeopfert". Ein Grab Profittlichs ist nicht bekannt. In der Krypta der katholischen Kathedrale von Tallinn soll jedoch eine Profittlich-Kapelle entstehen. Dort werden unter anderem auch von ihm benutzte Messgewänder aufbewahrt.
Bei einer Seligsprechung stellt die katholische Kirche durch Urteil des Papstes fest, dass ein verstorbener Mensch vorbildlich aus dem Glauben gelebt hat und Jesus Christus in besonderer Weise nachgefolgt ist. Daraus ergibt sich die offizielle Empfehlung, diese Person als Vorbild und Fürsprecher bei Gott anzunehmen. Selige werden im Gegensatz zu Heiligen nur regional verehrt. Der Seligsprechung kann aber eine Heiligsprechung und damit die weltweite Verehrung der betreffenden Person folgen. (tmg/KNA)