Mit nur 59 Jahren: Papst nimmt Rücktritt von Luganos Bischof an
Papst Franziskus hat am Montag den vorzeitigen Rücktritt von Luganos Bischof Valerio Lazzeri (59) angenommen. Die Entscheidung gab der Vatikan ohne Nennung von Gründen bekannt. Lazzeri selbst äußerte sich bei einer Pressekonferenz am Mittag. "Aufrichtigkeit und völlige Transparenz zwingen mich, Ihnen zu sagen, dass vor allem in den letzten zwei Jahren eine innere Müdigkeit in mir gewachsen ist, die mir nach und nach den Schwung und die Gelassenheit genommen hat, die für die Leitung der Kirche von Lugano erforderlich sind", sagte der Bischof. "Die öffentlichen Aspekte, die Repräsentation, die finanzielle und administrative Verwaltung, sind für mich unerträglich geworden, trotz der wertvollen Anwesenheit von Mitarbeitern, denen mein Dank gilt."
Er habe sein "Möglichstes getan, um mich nicht vor meiner Verantwortung als Bischof zu drücken, aber die Belastung und der ständige Druck haben dazu geführt, dass ich mich innerlich immer weiter von dem entfernt habe, was ich bin", so Lazzeri weiter. Er könne es sich nicht mehr vorstellen, in der Position zu sein, "die ich bis jetzt zu halten versucht habe". "Aus diesem Grund habe ich es nach langer Überlegung für notwendig erachtet, zum Wohl der Diözese und aller Menschen das Mandat, das er mir damals anvertraut hat, wieder in die Hände des Heiligen Vaters zu legen." Für die "erheblichen Konsequenzen" und die "Fassungslosigkeit", die seine Entscheidung auslöse, bat er um Vergebung.
Schweizer Bischöfe bedauern Rücktritt
Die Schweizer Bischofskonferenz reagierte mit Bedauern auf den Rücktritt Lazzeris. Die Zusammenarbeit mit dem Tessiner Bischof sei "stets gut und fruchtbar" gewesen, heißt es in einer Mitteilung des Präsidenten der Bischofskonferenz, Bischof Felix Gmür. Die Mitglieder der Bischofskonferenz dankten Lazzeri für die Aufgaben, "die er während der neun Jahre in ihrer Mitte, im Dienste des kirchlichen Lebens in der Schweiz erfüllt hat". Insbesondere im Bereich der theologischen Forschung und Ausbildung. Papst Franziskus ernannte Bischof Alain de Raemy, Weihbischof der Diözese Lausanne, Genf und Freiburg, zum Apostolischen Administrator der Diözese Lugano, bis ein neuer Diözesanbischof gewählt wird.
Bereits in der vergangenen Woche hatten Schweizer Medien über einen möglichen Rücktritt des Bischofs berichtet und eine Überforderung bei der Führung des Bistums als Grund angeführt. In die Amtszeit Lazzeris fallen etwa die Einstellung der letzten katholischen Tageszeitung der Schweiz "Giornale del Popolo" sowie mehrere Skandale um Priester im Zusammenhang mit Missbrauch, Sex und Trunkenheit. Laut Kirchenrecht müssen Bischöfe dem Papst erst mit Vollendung des 75. Lebensjahres ihren Rücktritt anbieten.
Seit 2013 stand der in Dongio geborene Lazzeri dem Bistum Lugano vor. Der Schweizer studierte in Fribourg und Rom Philosophie und Theologie und wurde 1989 zum Priester geweiht. Von 1993 bis 1999 arbeitete Lazzeri in der vatikanischen Bildungskongregation. Nach der Rückkehr in seine Heimatdiözese Lugano wurde er zunächst Pfarrvikar in Locarno und arbeitete als Dozent für Spiritualität und Patristik an der Theologischen Fakultät von Lugano. (tmg/KNA)