Nach Rekordkauf verschwunden: "Salvator Mundi" soll ausgestellt werden
Das Leonardo da Vinci zugeschriebene Jesus-Gemälde "Salvator Mundi" befindet sich offenbar in Saudi-Arabien und soll dort übernächstes Jahr ausgestellt werden. Wie der britische Kunsthistoriker Martin Kemp vergangene Woche der "Times" sagte, errichte das Land eine Galerie, die 2024 fertiggestellt werden soll. Mit einem 2017 beim Auktionshaus Christie’s in New York erreichten Verkaufswert von 450 Millionen US-Dollar handelt es sich um das derzeit teuerste Gemälde, das jemals versteigert wurde. Erst später wurde bekannt, dass der Käufer der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman sein soll. Seit dem Rekordkauf ist das Kunstwerk aus der Öffentlichkeit verschwunden.
Die Provenienz beziehungsweise die Echtheit des Gemäldes ist unter Experten umstritten. "Salvator Mundi" galt lange als Werk des Leonardo-Schülers Giovanni Antonio Boltraffio und wechselte noch 2005 für lediglich rund 1.200 US-Dollar den Besitzer. Später wurde es restauriert und die Urheberschaft Leonardos angenommen. Auch Martin Kemp gehört zu den Kunsthistorikern, die das Gemälde für ein eigenständiges Werk Leonardos halten.
2020 tauchte eine bis dato unbekannte Zeichnung des Antlitzes Jesu von Leonardo da Vinci auf, die laut der Florentiner Kunsthistorikerin Annalisa di Maria beweist, dass "Salvator Mundi" kein Werk des berühmten Renaissance-Künstlers ist. Die Rötelzeichnung sei "das wahre Gesicht des Salvator Mundi", so die Wissenschaftlerin. "Man erkennt darin alles, was die Zeichnungen Leonardos ausmachen: es ist klar und deutlich seine Bildsprache." Di Maria geht davon aus, dass die Darstellung des "Salvator Mundi" nicht dem üblichen Stil Leonardos entspreche, der "niemals eine Figur so starr von vorne" porträtiert hätte. Die aufgetauchte Zeichnung zeige, wie der Künstler sich das Antlitz Jesu tatsächlich vorgestellt hatte. (mal)