Organisatorin weist Kritik am "Marsch für das Leben" zurück
Die Vorsitzende des Bundesverbands Lebensrecht (BVL), Alexandra Maria Linder, weist Kritik am "Marsch für das Leben" zurück. Gegenüber katholisch.de betonte Linder, dass der BVL, der den Marsch organisiert, "überparteilich, unabhängig und nicht religiös gebunden" sei und auf "Grundlage des Grundgesetzes und des christlichen Menschenbildes" arbeite. Die BVL-Vorsitzende reagiert damit auf den Vorwurf des Vorsitzenden des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ), Gregor Podschun, der es auf Twitter nach einer Tagung zum Thema katholische Kirche und radikale Rechte als "wirklich armselig" bezeichnet hatte, dass "die Kirche Schulter an Schulter mit Nazis" demonstriere.
Das Bistum Regensburg hatte in einer Antwort auf Podschun betont, dass der "Marsch für das Leben" zwar von der AfD instrumentalisiert werde, bekräftigte aber die Unterstützung für die Demonstration, an der auch der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer teilgenommen hatte: "Das Bistum Regensburg unterstützt die Rechte ungeborener Menschen, distanziert sich aber in aller Entschiedenheit von AfD-Positionen." Linder betonte, dass es bei den Positionen des BVL teilweise Übereinstimmungen mit vielen Parteien gebe: "Die Partei Bündnis 90/Die Grünen hat oder hatte zum Beispiel bei PID [Präimplantationsdiagnostik] und pränatalem Bluttest eine sachlich uns ähnliche Haltung, die AfD bei Abtreibung, die CDU bei Euthanasie und Werbeverbot für Abtreibung, die Linke bei Leihmutterschaft", so die BVL-Vorsitzende. Daraus eine Nähe zu einer bestimmten Partei abzuleiten, sei daher "ebenso unbegründet und unangebracht wie Äußerungen einer bestimmten Partei, uns nahezustehen".
"Noch nie" Extremisten auf der Bühne
Linder beklagte eine "erstaunliche Verunglimpfung" des "Marsches für das Leben": "Kreuze werden bewusst falsch als Drohgebärde interpretiert und mit missbräuchlicher Verwendung auf anderen Veranstaltungen verglichen – das mag auch an einem säkularen Unverständnis des Symbols liegen, ist aber nichtsdestoweniger falsch." In einem Standpunkt auf katholisch.de hatte der Würzburger Hochschulpfarrer Burkhard Hose anlässlich des "Marsches für das Leben" die Verwendung von Holzkreuzen mit Pegida-Demonstrationen und den Protesten gegen die queere Demonstration "Europride" in Belgrad in Verbindung gebracht. Linder dagegen erklärt die Kreuze mit den Wurzeln des Marsches als einer "Gedenkveranstaltung für Menschen, die aufgrund von Abtreibung kein Grab, keinen Gedenkort haben": "Ausschließlich in dieser Funktion, die unserer Bestattungskultur entspricht, werden auch heute noch Kreuze getragen, von Menschen, denen dieses Gedenken wichtig ist."
Die BVL-Vorsitzende betonte, dass "noch nie" jemand beim "Marsch für das Leben" auf der Bühne gestanden oder als Referent bei Veranstaltungen aufgetreten sei, der als extremistisch zu bezeichnen wäre. "Vereinzelte Teilnehmer, deren Gesinnung wir sicher nicht teilen, die aber in einer Demokratie dasselbe Demonstrationsrecht haben wie alle anderen Menschen, werden als pars pro toto oder gar als Mitveranstalter und Organisatoren hingestellt, offenbar mit dem Ziel, die gesamte Veranstaltung zu diskreditieren", so Linder weiter.
Der "Marsch für das Leben" fand erstmals 2002 statt und seit 2008 jährlich. Ursprünglich stand er unter dem Motto "1.000 Kreuze für das Leben". Die Bewegung geht auf den US-amerikanischen "March for Life" zurück, der seit 1974 jährlich Demonstrationen in Washington veranstaltet als Reaktion auf die Freigabe der Abtreibung durch den Obersten Gerichtshof der USA durch seine Entscheidung "Roe v. Wade" im Jahr 1973, der in diesem Jahr durch das Gericht aufgehoben wurde. Der deutsche "Marsch für das Leben" wird seit Jahren durch Gegendemonstrationen begleitet. Medienberichten zufolge nahmen am diesjährigen Marsch zwischen 1.000 und 3.000 Personen teil. (fxn)