Rabbiner bestreitet gegen ihn erhobene Anschuldigungen

Studie: Vorwurf des Machtmissbrauchs gegen Homolka teilweise bestätigt

Veröffentlicht am 26.10.2022 um 10:54 Uhr – Lesedauer: 

Potsdam ‐ Gegen den bekannten Rabbiner Walter Homolka wurden Vorwürfe des Machtmissbrauchs erhoben. Eine Studie bestätigt diese nun "teilweise" – nicht hingegen Vorwürfe der sexualisierten Diskriminierung. Homolka bestreitet die Anschuldigungen.

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Laut einer Untersuchung der Universität Potsdam haben sich Vorwürfe gegen den Gründer des Abraham-Geiger-Kollegs (AGK), Rabbiner Walter Homolka, "teilweise bestätigt". Dies beziehe sich auf "die Vorwürfe des Machtmissbrauchs" gegenüber Homolka "auf Grund seiner Ämterhäufung und intransparenter Strukturen der Studien- und Arbeitsverhältnisse in der School of Jewish Theology", erklärte die Universität am Mittwoch in Potsdam. Homolka selbst wehrt sich weiter gegen alle Vorwürfe.

Viele der Befragten haben laut Untersuchung angegeben, dass Homolka "ein Klima der Angst" geschaffen habe, "das sich auf das Handeln von Studierenden und von Mitarbeitern einschränkend ausgewirkt habe". In dem Bericht heißt es weiter: "Nicht bestätigt haben sich die Vorwürfe der Duldung sexuell belästigenden Verhaltens seitens seines Lebenspartners." Zudem habe der Vorwurf des wissenschaftlichen Fehlverhaltens "nicht abschließend geprüft werden" können. An dieser Problematik werde weiter gearbeitet, fügte Uni-Präsident Oliver Günther hinzu.

"Bisher keine straf- oder zivilrechtlichen Konsequenzen"

In dem Bericht geht es auf 20 Seiten um "Vorwürfe der sexualisierten Diskriminierung, des Machtmissbrauchs und des wissenschaftlichen Fehlverhaltens im Institut für Jüdische Theologie". Die Uni hatte vor einem halben Jahr eine Untersuchungskommission mit fünf Mitgliedern eingesetzt. Vorsitzende war die zentrale Gleichstellungsbeauftragte Christina Wolff. Das Gremium wertete nach Angaben der Uni Protokolle, Gespräche und Verträge aus.

Aus den teilweise bestätigten Vorwürfen ergäben sich "bisher keine straf- oder zivilrechtlichen Konsequenzen und insofern auch keine beamtenrechtliche Konsequenzen", so Günther. Rabbiner Homolka, dessen Beurlaubung am 30. September geendet habe, sei insofern seit 1. Oktober wieder ordentlicher Professor im Dienst der Universität. Er habe aber im Wintersemester ein Forschungsfreisemester beantragt.

Tora-Rolle
Bild: ©stock.adobe.com/ollega (Symbolbild)

Das nach dem Rabbiner Abraham Geiger (1810-1874) benannte Kolleg bildet seit 2011 als An-Institut der Universität Potsdam liberale Rabbiner und Kantoren aus.

Weiter empfahl die unabhängige Untersuchungskommission "mehr Transparenz, Mitbestimmung und Kontrolle in den Strukturen des Instituts für Jüdische Theologie der Universität Potsdam". Ziel sei, "die jüdische Theologie in Deutschland zu retten", so Günther weiter: "Wir wollen die Schwierigkeiten nutzen, uns grundzuerneuern".

In einem Interview mit der Wochenzeitung "Die Zeit" (Donnerstag) bestritt Rabbiner Homolka die Vorwürfe gegen seine Person: "Ich bin vor allem damit beschäftigt, unwahren Beschuldigungen des Machtmissbrauchs und der sexualisierten Belästigung vehement entgegenzutreten – und sie auch verbieten zu lassen."

Homolka erhebt Vorwurf des Rufmords

Homolka erhob auch den Vorwurf des Rufmords: "Ich empfinde das Ganze als Kampagne, um mir zu schaden." Er kritisierte zugleich den Zentralrat der Juden in Deutschland, der schon im Mai erklärt habe, welche Konsequenzen man ziehen wolle, sollten sich die Beschuldigungen bewahrheiten. Er habe dies als "Attacke konservativer Kreise auf das liberale Judentum" empfunden: "Und ich habe mich gefragt, ob es einigen gelegen kam, dass ich plötzlich als machtgieriger und sinistrer Mensch dastand."

Der Zentralrat der Juden in Deutschland hatte nach Bekanntwerden der Vorwürfe die Kölner Kanzlei Gercke Wollschläger mit einer eigenen Untersuchung beauftragt. Bisher wurden rund 75 Interviews zu der Angelegenheit geführt. Die Befragten gehören demnach dem Abraham-Geiger-Kolleg, der Leo-Baeck-Foundation, dem Zacharias-Frankel-College, dem Ernst-Ludwig-Ehrlich Studienwerk, der Union progressiver Juden und der Allgemeinen Rabbinerkonferenz an. Der Untersuchungsauftrag sei auf die School of Jewish Theology an der Uni Potsdam ausgeweitet worden.

Das nach dem Rabbiner Abraham Geiger (1810-1874) benannte Kolleg bildet seit 2011 als An-Institut der Universität Potsdam liberale Rabbinerinnen und Rabbiner, Kantorinnen und Kantoren aus. Das Geiger-Kolleg ist für die religiöse Ausbildung zuständig. Die School of Jewish Theology gehört zur Philosophischen Fakultät der Uni und kümmert sich um die akademische Ausbildung. (KNA)