Gedenktage auch für Kloster und Pilgerhaus in Tabgha

Brotvermehrungskirche am See Genezareth feiert Jubiläum

Veröffentlicht am 12.11.2022 um 12:00 Uhr – Lesedauer: 

Jerusalem ‐ Am See Genezareth soll Jesus laut biblischer Überlieferung einst sein Brotwunder getan haben. Heute steht an der Stelle die Brotvermehrungskirche, die an diesem Wochenende Jubiläum feiert. Erwartet werden Pilger aus aller Welt.

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Nach der Hektik von Jerusalem und dem Gedränge an den Heiligen Stätten in Bethlehem und Nazareth finden christliche Pilger oft erst an den Gedenkorten des See Genezareth Spiritualität und Ruhe. In idyllischer Lage am Ufer, unterhalb des sanft ansteigenden "Bergs der Seligpreisungen" liegen Kapernaum, die Primatskapelle und Tabgha.

Hier erinnert die von deutschen Benediktinern betreute Kirche an die Stätte, wo Jesus nach der Bibel mit fünf Broten und zwei Fischen 5.000 Menschen speiste. Die Brotvermehrungskirche, das Kloster und das jenseits einer Plantage gelegene Pilgerhaus des Deutschen Vereins vom Heiligen Lande begehen an diesem Wochenende (12./13. November) gemeinsam drei runde Gedenktage.

Da ist zunächst die Kirche, vor deren Altar das weltberühmte Mosaik aus dem 5. Jahrhundert einen Korb mit vier Broten und zwei Fischen zeigt. Es ist bereits das vierte Gotteshaus an dieser Stelle – und es wurde 1982, vor 40 Jahren, vom Kölner Kardinal Joseph Höffner eingeweiht.

Johannes Paul II. hatte 2000 den Grundstein für Pilgerhaus gelegt

Schon im 4. Jahrhundert berichteten Pilger von einer hier bestehenden Erinnerungsstätte an die Brotvermehrung. Die erste Kirche wurde vermutlich von einem Erdbeben zerstört und ab Mitte des 5. Jahrhunderts bedeutend größer neu errichtet. Möglicherweise mit dem Perser-Einfall 614 wurde sie zerstört. Nach vielen Jahrhunderten Brache entstand 1935 eine Notkirche und 1982 der heutige Bau. Vor 20 Jahren dann wurde auf dem Terrain das moderne Pilgerhaus eingeweiht. Papst Johannes Paul II. hatte bei seiner Heilig-Land-Reise im Jubiläumsjahr 2000 den Grundstein gesegnet.

Das dritte Jubiläum gilt dem Kloster der Benediktiner, das anstelle eines baufälligen Provisoriums vor zehn Jahren eingeweiht wurde. Allerdings machte die Anlage sehr bald traurige Schlagzeilen: In der Nacht auf den 18. Juni 2015 legten jüdische Extremisten einen Brand, der Klosterpforte, Atrium, Eingangsbereich samt Büros und Verkaufsladen schwer beschädigte. Auf einer Wand des Klosters fand sich der hebräische Schriftzug: "Falsche Götzenbilder müssen zerschlagen werden".

Benediktinerkloster Tabgha am See Genezareth
Bild: ©KNA/Andrea Krogmann

Das Gelände des Benediktinerklosters in Tabgha (Israel).

Glücklicherweise blieben Kirche und das Kloster selbst verschont. Was vor allem dem beherzten Eingreifen von Pater Zacharias zu verdanken war, der von einem Mauersims aus die Kirchenfassade mit einem Gartenschlauch abspritzte – bis die Feuerwehr anrückte. Der Ordensmann und eine Volontärin wurden mit Rauchvergiftungen in einem Krankenhaus behandelt.

Zwar erlebten das Kloster und die Mönche in den folgenden Tagen eine ungeahnte Welle der Solidarität: Juden kamen, um sich für ihre Glaubensgenossen zu entschuldigen, schenkten kleine Ölpflanzen und Blumen. Spenden für den Wiederaufbau trafen ein, von jüdischen Organisationen und Rabbinern ebenso wie von katholischen Diözesen, insbesondere aus Deutschland. Aber sie reichten nicht aus, der Schaden ging in die Millionen – und der Antrag auf Schadensersatz gestaltete sich als Trauerspiel.

Israels Präsident Rivlin half Kloster nach Brandanschlag

Niemand wollte zuständig sein, da ein Terroranschlag vorlag; die Brandschutzversicherung wollte nicht zahlen. Der Zufall wollte es, dass Israels Staatspräsident Reuven Rivlin in jenen Tagen den Besuch einer Papstaudienz in Rom plante. Kurz zuvor stattete er dem Kloster einen ausführlichen Besuch ab – und half, bürokratische Hürden zu überwinden. Einer der Täter wurde später zu vier Jahren Haft verurteilt.

Tabgha gehört zu den meistbesuchten Christen-Stätten in Israel. Papst Johannes Paul II. war hier, der frühere russische Präsident Michail Gorbatschow, die deutschen Bundespräsidenten Hörst Köhler und Christian Wulff; Frank-Walter Steinmeier noch als Außenminister. Heute besuchen bis zu 5.000 Personen täglich die Stätte.

Die Gedenkfeiern begehen die Benediktiner und der Heilig-Land-Verein mit Gottesdiensten und Großtreffen an zwei Tagen. Zum liturgischen Brotvermehrungsfest sind insbesondere die einheimischen Christen zu einem Gottesdienst mit dem neuen Weihbischof Rafik Nahra aus Nazareth eingeladen. Für Sonntag werden Freunde des Klosters und des Heilig-Land-Vereins aus dem In- und Ausland erwartet.

Von Johannes Schidelko (KNA)