Protestaktion nach Androhung arbeitsrechtlicher Konsequenzen gegen Mitarbeiterin

Erzbistum Köln verbietet Solidaritätsbekundungen in E-Mail-Signatur

Veröffentlicht am 15.11.2022 um 12:44 Uhr – Lesedauer: 

Köln ‐ Nachdem Mitarbeitervertretung, Berufsverbände und ein leitender Pfarrer ihre Solidarität mit Hildegard Dahm ausdrücken wollten, gab es auch eine Aktion von Mitarbeitenden des Generalvikariats. Die hat das Erzbistum per Dienstanweisung aber verboten.

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Das Erzbistum Köln hat Mitarbeitenden per Dienstanweisung untersagt, Solidaritätsbekundungen in die dienstliche E-Mail-Signatur zu übernehmen. Wie der "Kölner Stadt-Anzeiger" am Dienstag berichtete, hatten zuvor Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Erzbistums eine rote Linie und den Hashtag "#SolidaritätMitFrauDahm" in ihre Signatur aufgenommen. Damit wollten sie demnach Unterstützung für Hildegard Dahm bekunden, der das Erzbistum nach einem Interview arbeitsrechtliche Konsequenzen gedroht hatte. "Mit dieser Signatur möchte ich zeigen, dass für mich eine rote Linie im Erzbistum Köln überschritten wurde", heißt es in einem Vorschlag für einen Standard-Begleittext.

Auf Anfrage von katholisch.de am Dienstag verwies das Erzbistum auf die Dienst- und Geschäftsordnung des Generalvikariats. "Nach § 36 Abs. 1 Satz 2 DGO müssen intern und extern verwendete E-Mail-Signaturen einem vorgegebenen Muster folgen und allein die Identität und Kontaktdaten des Absenders beinhalten." Weitere Auskünfte machte die Pressestelle nicht.

Erzbistum kündigte Prüfung arbeitsrechtlicher Konsequenzen an

Die frühere Assistentin des damaligen Personalchefs im Erzbistum, Hildegard Dahm, hatte in der vergangenen Woche in einem Interview mit dem "Kölner Stadt-Anzeiger" erklärt, dass es "nicht wahr" sei, dass Kardinal Rainer Maria Woelki erst ab der vierten Juni-Woche 2022 mit dem Fall des Ex-"Sternsinger"-Chefs Winfried Pilz befasst gewesen sei. 2015 habe sie eine Liste mit den Namen von 14 Priestern erstellt, denen Missbrauch angelastet wird. Darunter sei auch der Name Pilz gewesen. Ihr Vorgesetzter habe die Liste zu einem Termin mit Woelki mitgenommen. "Mag sein, dass er sich das Blatt mit Pilz und den anderen 13 Namen nicht angeschaut hat. Aber befasst habe ich ihn damit. Ganz eindeutig", sagte die Frau. Die Staatsanwaltschaft hatte daraufhin angekündigt, Ermittlungen aufzunehmen. Es geht um den Vorwurf, der Kardinal habe eine falsche eidesstattliche Versicherung abgegeben.

Woelki wies die Vorwürfe umgehend zurück. "Auch dieser erneute Versuch, Kardinal Rainer Maria Woelki eine falsche eidesstattliche Versicherung zu unterstellen, ist unbegründet", teilte die Erzdiözese mit. Die Mitarbeiterin wisse selbst nicht, "ob der Kardinal diese, eine andere oder gar keine Liste gesehen hat, behauptet dieses aber einfach ins Blaue hinein". Die Erzdiözese warf ihr "weitere Spekulationen" vor und kündigte an, arbeitsrechtliche Schritte zu prüfen.

Daraufhin solidarisierten sich die Mitarbeitervertretung des Erzbistums Köln sowie die Berufsverbände der Pastoral- und Gemeindereferenten mit Dahm. Auch der leitende Pfarrer im Sendungsraum Königswinter, wo Dahm derzeit als Verwaltungsleiterin tätig ist, sprang ihr bei. Sie solle wohl zum Bauernopfer gemacht werden, "damit die tatsächlich Verantwortlichen ihr Fell retten können", erklärte Markus Hoitz. "Als 'Bruder im Glauben' kann ich es nicht zulassen, dass so mit meiner 'Schwester im Glauben' umgegangen wird – nur weil sie aus ihrem Herzen keine Mördergrube werden lassen will." (cbr)