Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Kölner Kardinal

Lüdecke: Papst-Reaktion wäre nach Woelki-Verurteilung offen

Veröffentlicht am 18.11.2022 um 17:38 Uhr – Lesedauer: 

Düsseldorf ‐ Sollte Kardinal Woelki strafrechtlich verurteilt werden, führe das nicht zwangsläufig dazu, dass er als Kölner Erzbischof abberufen wird, betont Kirchenrechtler Norbert Lüdecke. "Würde Woelki verurteilt, ist offen, ob, wie und wann der Papst darauf reagiert."

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Eine strafrechtliche Verurteilung von Kardinal Rainer Maria Woelki würde nach Ansicht des Bonner Kirchenrechtlers Norbert Lüdecke nicht zwangsläufig zu dessen Abberufung als Kölner Erzbischof führen. "Würde Woelki verurteilt, ist offen, ob, wie und wann der Papst darauf reagiert", sagte Lüdecke am Freitag der "Rheinischen Post" (online). "Eine kirchliche Straftat wäre der Meineid vor einem weltlichen Gericht nicht." Der Kirchenrechtler sprach von Verharmlosung, sollte der Papst eine Verurteilung erneut unter Kommunikationsproblemen verbuchen.

Die Staatsanwaltschaft Köln ermittelt gegen Woelki, ob er in einem presserechtlichen Verfahren gegen die "Bild"-Zeitung eine falsche eidesstattliche Versicherung abgegeben hat. Der Kardinal erklärt in dem Dokument, er sei erst in der vierten Juni-Woche 2022 mit Missbrauchsvorwürfen gegen den früheren "Sternsinger"-Chef Winfried Pilz befasst worden. Ein Zeitungsinterview mit einer Kirchenmitarbeiterin ließen an dieser Darstellung Zweifel aufkommen. Sie habe für eine Arbeitssitzung mit Woelki bereits 2015 eine Liste mit Beschuldigten verfasst – darunter Pilz, sagte die Frau.

Noch keine Entscheidung zur "Causa Woelki"

Im Erzbistum Köln ist die Lage laut Lüdecke zerrüttet. "Hier kann man zusehen, wie jemand mit seiner eigenen auch die Glaubwürdigkeit der Kirche regelrecht zerlegt. Sollte das überhaupt noch zu steigern sein, dann sicher durch einen vorbestraften Erzbischof und Kardinal." Bliebe in diesem Fall eine Entscheidung des Papstes über einen Rücktritt Woelkis weiterhin aus, wäre dies "vollends katastrophal".

Vor rund einem Jahr hatte Franziskus dem Erzbischof "große Fehler" vor allem in der Kommunikation attestiert und ihn in eine Auszeit geschickt. Später verlangte der Papst ein Rücktrittsgesuch von Woelki, über das er aber noch nicht entschieden hat.

Der Kirchenrechtler warnte vor dem Glauben, nach einem Rücktritt Woelkis werde vieles besser. Die katholische Lehre und deren kirchenrechtliche Umsetzung erlaubten das Agieren des Kardinals, so Lüdecke. Verhielte sich ein neuer Erzbischof anders, "ist das nett, aber doch bloß feudaler Good-Will". (KNA)