Schweizer Bischof Büchel: Zölibat könnte morgen abgeschafft werden
Der St. Galler Bischofs Markus Büchel hält eine Abschaffung des Zölibats für schnell umsetzbar. "Der Zölibat könnte von der Gesamtkirche morgen abgeschafft werden", sagte er bei einem Gespräch vor dem St. Galler Kirchenparlament, über das das Schweizer Internetportal "kath.ch" (Dienstag) berichtete. Der Zölibat sei "ein kirchliches Gebot", das vor rund eintausend Jahren aus Missständen heraus entstanden sei, als die Orden aufkamen. "Das zölibatäre Leben ist eigentlich dort beheimatet, wo die Menschen in einer Gemeinschaft leben", so Büchel. In anderen Ländern bildeten Priester mit dem Bischof zusammen eine große Kommunität. In der Schweiz dagegen führe jeder Priester seinen eigenen Haushalt und lebe allein. "Wir sind dran, Wege zu suchen, wie wir damit umgehen können."
Ebenso gefalle ihm, dass die Frauenfrage der Kirche "endlich auf dem Tisch ist". Vor wenigen Jahrzehnten seien Frauenanliegen in der Kirche noch als lästig empfunden worden, nun nehme das Thema einen "prominenten Platz" im Arbeitsdokument des weltweiten synodalen Prozesses ein. Die Schweiz nehme hierbei eine Vorreiterinnenrolle ein, betonte der Bischof. "Wir haben das Mögliche, was auch theologisch verantwortbar ist, geschafft: Frauen sind auch in der Liturgie gegenwärtig, sie haben als Sonderbeauftragte einen Status als Seelsorgerinnen erhalten." Schwierig sei jedoch, wenn sich die Frauenfrage darin zeige, ob Frauen Priesterinnen werden dürften oder nicht. "Das ist gesamtkirchlich ein ganz langer und schwieriger Prozess." Gleichzeitig betonte Büchel: "Frauen sind Priesterinnen, Prophetinnen und Königinnen durch die Taufe."
Markus Büchel ist seit 2006 Bischof des Schweizer Bistums St. Gallen. Von 2013 bis 2015 war er Vorsitzender der Schweizer Bischofskonferenz, seit 2019 ist er deren stellvertretender Vorsitzender. Das Gespräch mit Bischof Büchel fand aus Anlass des 175-Jahr-Jubiläums des Bistums und zum Auftakt der Sitzung des St. Galler Kirchenparlaments statt. (cbr)