Kardinal Zen in Hongkong verurteilt
Der Hongkonger Kardinal Joseph Zen Ze-kiun und fünf weitere Unterstützer der Demokratiebewegung sind von einem Gericht der chinesischen Sonderverwaltungszone zu Geldstrafen verurteilt worden. Sie wurden am Freitag für schuldig befunden, den inzwischen aufgelösten Hilfsfonds für Demokratie-Aktivisten "612 Humanitarian Relief Fund" nicht ordnungsgemäß bei den Behörden registriert zu haben. Die Strafe beträgt umgerechnet jeweils einige hundert Euro.
Kardinal Zen (90) bat laut der Zeitung "Hong Kong Free Press" die anwesenden Reporter, seine "religiöse Identität" bei der Berichterstattung nicht allzu sehr hervorzuheben. "Ich bin ein Hongkonger Bürger, der humanitäre Arbeit unterstützt hat", so der Geistliche. In seinem Abschlussplädoyer hatte Zens Anwalt kürzlich die Verordnung zur Registrierung von Vereinen als Rechtsgrundlage des Prozesses gegen seinen Mandanten zurückgewiesen. Die Verordnung sei vor 50 Jahren erlassen worden, um gegen Triaden und andere "anrüchige" Gruppen vorzugehen und könne daher nicht auf alle nicht eingetragenen Vereine angewandt werden.
In der Urteilsbegründung wies das Bezirksgericht von Kowloon die Argumente der Verteidigung zurück und betonte, die in der Verordnung vorgesehenen Ausnahmen bezögen sich nicht auf den Hilfsfonds. Dieser bot Menschen, die bei den Demokratieprotesten 2019 verhaftet wurden, finanzielle, rechtliche und psychologische Hilfe.
Verhaftung Zens löste weltweit Empörung aus
Zens Verhaftung am 11. Mai hatte weltweit Empörung ausgelöst. Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin, die Nummer zwei des Vatikan, reagierte beunruhigt. Das EU-Parlament verurteilte die Verhaftung und forderte eine Einstellung des Verfahrens. Der Vatikan solle zudem "seinen Druck auf die chinesischen Staatsorgane verstärken", hieß es. Der deutsche Kardinal Gerhard Ludwig Müller, ehemaliger Präfekt der Glaubenskongregation, warf dem Vatikan indes unangebrachte Zurückhaltung in der Causa Zen vor.
Der Kardinal zählt zu den prägenden Kirchenvertretern Asiens. Über seine Amtszeit als Bischof von Hongkong (2002-2009) hinaus gehört der Ordensmann der Salesianer Don Boscos zu den prominenten Kritikern der Regierung in Peking und ihrer repressiven Religionspolitik. Immer wieder kritisierte er zuletzt auch den Annäherungskurs des Vatikan an China. Vor allem das umstrittene vatikanische Geheimabkommen mit der Volksrepublik China hält er für einen Fehler. "Mit dem Teufel schließt man keine Abkommen, den Teufel muss man bekämpfen", warnte er 2020.
Das im Oktober 2018 in Kraft getretene vorläufige Abkommen soll die Ernennung von Bischöfen im wechselseitigen Einvernehmen ermöglichen. Es wurde erstmals 2020 um weitere zwei Jahre verlängert. Vor einigen Wochen teilte der Heilige Stuhl mit, dass eine weitere Verlängerung vereinbart sei. Details sind nicht bekannt. Der Wortlaut des Abkommens wird unter Verschluss gehalten. (KNA)