40 Jahre Personalprälatur: Wie geht es weiter mit dem Opus Dei?
Mit der Errichtung des Opus Dei als der bisher einzigen Personalprälatur der katholischen Kirche beschritt Papst Johannes Paul II. (1978-2005) kirchenrechtliches Neuland. Die Apostolische Konstitution "Ut sit" vom 28. November 1982 stellte dem "Werk Gottes" einen Maßanzug zur Verfügung. Dachte das Zweite Vatikanische Konzil (1962-1965) die Personalprälatur als klerikalen Zweckverband zur "angemessenen Verteilung" von Priestern oder für "besondere seelsorgliche oder missionarische Werke", ist das Opus Dei in erster Linie eine Laienbewegung.
Die Organisation wurde vom spanischen Priester Josemaria Escriva de Balaguer (1902-1975) gegründet. Escriva schöpfte seine Wegweisungen für die 1928 gegründete Bewegung aus spanischen Traditionen der Spiritualität. Auch der Jesuitenorden scheint ihm Vorbild gewesen zu sein. Doch ist die Struktur des Werks mit dem Prälaten an der Spitze, der der Prälatur vorsteht, der im engeren Sinne nur die Kleriker zugehören, für Außenstehende schwer zu durchschauen.
Die Masse der Mitglieder zählt zu den Supernumerariern
Wesentlich für die Organisation sind die ehelos lebenden "Numerarier", aus denen auch der Klerus hervorgeht. Die Masse der Mitglieder zählt aber zu den Supernumerariern ("Überzählige"), die in der Regel verheiratet sind und nicht unwesentlich auch zur wirtschaftlichen Macht des "Gotteswerks" beitragen. Beobachter sehen mit der Gründung der Personalprälatur eine Verfestigung der Strukturen einsetzen, die zu einer Stagnation der Entwicklung im einst dynamischen Opus geführt habe. Das rief zuletzt auch Papst Franziskus auf den Plan – und führte zu einer einschneidenden Korrektur.
Mit Wirkung vom 4. August 2022 strebt Papst Franziskus drei scheinbar unspektakuläre Neuerungen an: Zum einen soll das Werk, das seit 1982 den kirchenrechtlichen Status einer weltweiten "Personalprälatur" hat, im Vatikan künftig nicht mehr dem Dikasterium für die Bischöfe, sondern der Behörde für den Klerus unterstellt werden. Zum anderen soll der nächste "leitende Prälat des Werks" nicht mehr den Rang eines Bischofs haben, sondern nur noch den Titel eines "Apostolischen Protonotars supra numerum". Dies alles geschehe, so die knappe Begründung des Papstes, um das eigentliche Charisma des Opus Dei, das der Evangelisierung dient, wieder klarer zur Geltung zu bringen. Und schließlich soll die Leitung des Opus künftig nicht mehr alle fünf Jahre, sondern jährlich an den Vatikan berichten, wie sich das Werk entwickelt.
Manche Beobachter des Papstes aus dem Jesuitenorden sehen den Eingriff des Papstes jedoch auch als "die ultimative Rache" der Jesuiten am Opus Dei. Denn manche Jesuiten hätten dem Opus nie verziehen, dass es unter Johannes Paul II. (1978-2005) die neue, konservative Elite-Truppe jenes Papstes wurde, der die Jesuiten an die Leine nahm und ihnen einen Aufpasser vorsetzte. Wesentlicher Beweggrund dürfte aber eine klarere Leitungsstruktur und Kompetenzabgrenzung unter anderem zwischen Klerikern und Laien sein, die auch den Bereich der geistlichen Begleitung der Mitglieder betreffen dürfte.
"Bedenkt bitte, dass es darum geht, die Vorgaben des Heiligen Stuhls zu erfüllen"
Der seit 2017 amtierende leitende Prälat Fernando Ocariz Brana (78) hat nach dem päpstlichen Eingriff überraschend einen "außerordentlichen Generalkongress" des Opus Dei für die erste Hälfte des kommenden Jahres angekündigt. Auf dieser Versammlung, die dem Vernehmen nach im Mai in Rom stattfinden soll, werden knapp 200 Delegierte aus den mehr als 40 Regionalbezirken zusammenkommen und darüber beraten, wie die aus dem Jahr 1982 stammenden Statuten des Opus Dei an die Anforderungen der päpstlichen Neuordnung angepasst werden können.
Bis dahin sind die rund 90.000 in unterschiedlichen Schichten und Ständen organisierten Mitglieder aufgefordert, Eingaben und Vorschläge zu machen – auch etwas Neues im Leben der von manchen als verknöchert und hermetisch beschriebenen Organisation. In seinem im Internet veröffentlichten Brief an die Mitglieder betont Ocariz denn auch vorsorglich: "Bedenkt bitte, dass es darum geht, die Vorgaben des Heiligen Stuhls zu erfüllen, und nicht darum, all die Änderungen vorzuschlagen, die uns interessant erscheinen. Neben dem Wunsch, dem Erbe unseres Gründers treu zu bleiben, ist die rechtliche Stabilität einer Institution ein allgemeines Gut, das es zu berücksichtigen gilt."