Katholikenkomitee: Missbrauch bekämpfen und Vielfalt achten
Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) fordert mehr staatlichen und kirchlichen Schutz vor Missbrauch sowie die Anerkennung sexueller Vielfalt. Der Staat solle das Recht auf individuelle Aufarbeitung von Fällen sexualisierter Gewalt gesetzlich verankern und die Aufarbeitung in Institutionen intensiver begleiten, heißt es in einem Beschluss, den der Laiendachverband am Samstag in Berlin verabschiedete. Die Kirche müsse sexuellen Missbrauch auch an Erwachsenen in den Auftrag ihrer Aufarbeitungskommissionen aufnehmen. Ebenso wie in psychotherapeutischen Beziehungen müssten auch sexuelle Handlungen in Seelsorgeverhältnissen unter Strafe gestellt werden.
Mit großer Mehrheit verlangen die 230 Delegierten, die Vielfalt geschlechtlicher Identitäten und sexueller Orientierungen in Staat und Kirche anzuerkennen. Sie rufen die deutschen Bischöfe auf, ihre im November beschlossene Reform des kirchlichen Arbeitsrechts schnellstmöglich in Kraft zu setzen und sich dafür zu engagieren, die katholische Sexualmoral den Erkenntnissen der Humanwissenschaften anzupassen. Auch der Staat müsse Diskriminierungen "hinsichtlich des Geschlechtes und der sexuellen Orientierung in Gesetzgebung, Rechtsprechung und Verwaltungspraxis in Deutschland aufheben".
Das ZdK begrüßt auch das von der Bundesregierung geplante Selbstbestimmungsgesetz. Ein diskriminierungsfreier Umgang in Gesellschaft und Kirche sei überfällig, betonten die Delegierten. Sie unterstützen das Vorhaben, dass ein Geschlechtseintrag im Personenstandsregister durch eine Erklärung beim Standesamt zu ändern sei. "Dies erlaubt es trans* und inter*Menschen, sich mit ihrem Geschlecht und Namen selbst zu definieren." Das ZdK appelliert auch an die deutschen Bischöfe, "das Selbstbestimmungsrecht zu achten und zu schützen" und Mitarbeitende, die sich darauf berufen, nicht zu sanktionieren. Die zweitägige Vollversammlung des ZdK ist am Samstag in Berlin zu Ende gegangen. (cbr/KNA)