Katholischer Verband fordert schnelles Handeln der Politik

Familienbund bestürzt über dramatische Lage in der Kindermedizin

Veröffentlicht am 13.12.2022 um 09:34 Uhr – Lesedauer: 

Berlin ‐ Mit deutlichen Worten meldet sich der Familienbund der Katholiken zur dramatischen Lage in der Kindermedizin zu Wort. Der Verband rief am Dienstag zur Solidarität mit den erkrankten Kindern auf und stellte konkrete Forderungen an die Politik.

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Der Familienbund der Katholiken hat sich bestürzt über die dramatische Lage in der Kindermedizin geäußert. "Ich vermisse den gesellschaftlichen Aufschrei, wenn die kinderärztliche Versorgung in und außerhalb von Krankenhäusern zum Teil so stark eingeschränkt ist, dass sie nicht mehr stattfinden kann. Damit ist ein gesellschaftliches Grundrecht auf medizinische Daseinsvorsorge nicht mehr gewährleistet", sagte der Präsident des Familienbundes, Ulrich Hoffmann, am Dienstagmorgen gegenüber katholisch.de. Die aktuelle Situation in den Kinderkliniken und Kinderarztpraxen fordere gesellschaftliche Solidarität, um Infektionsketten zu brechen, und vor allem auch politisches Handeln – "für bessere Personalbemessungen, für bessere Arbeitsbedingungen in der Pflege, für weniger ökonomische Zwänge im Gesundheitssystem", so Hoffmann.

"Es ist ein Skandal, dass die Kindermedizin seit langer Zeit unterfinanziert ist"

In einer ebenfalls am Dienstag veröffentlichten Pressemitteilung rief der Familienbund die Politik zu grundlegenden Maßnahmen auf, um die Probleme bei der Gesundheitsversorgung von Kindern anzugehen. Unter anderem wies der katholische Verband darauf hin, dass in den vergangenen 30 Jahren mehr als 30 Prozent der Kinderintensivbetten in Deutschland abgebaut worden seien. Zusätzlich stünden viele Betten wegen Personalmangels nicht zur Verfügung. "Es ist eine gesellschaftliche Pflicht, hier hinreichende Behandlungskapazitäten vorzuhalten", so Hoffmann. Und weiter: "Es ist ein Skandal, dass die Kindermedizin schon seit langer Zeit unterfinanziert ist."

Schlechte Abrechnungssysteme mit zu niedrigen Fallpauschalen, fehlendes Personal nicht nur in der Pflege, fehlende niedergelassene Kinderärzte, fehlende Intensivbetten und der Notstand der gesundheitlichen Versorgung von Kindern und ihren Familien zeigten die Auswirkungen eines Gesundheitssystems, das nur nach wirtschaftlichen Kriterien ausgerichtet sei. Das derzeitig akute Problem werfe die Frage auf, wie viel katastrophaler es in den weiteren Wintermonaten noch kommen werde. "Wir haben hier ein Problem, das sowohl erwartbar als auch prophezeit war, und dennoch gab es keinerlei Vorkehrungen. Es lässt mich fragend zurück, wie wir mit unseren Kindern und unserer Zukunft umgehen", so Hoffmann.

Robert-Koch-Institut erwartet weiteren Anstieg der Patientenzahlen

Der Familienbund betonte, es müsse ein gemeinsames Anliegen aller sein, dass Gesundheitsvorsorge nicht nur für Erwachsene prioritär sei. Dazu gehöre auch die finanzielle Aufwertung der Pflegeberufe und eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen. Damit die Quantität und Intensität der Arbeitsbelastung abnehme sei ein besserer Personalschlüssel erforderlich. "Die Politik muss verhindern, dass Pflegekräfte in der aktuellen Überlastungssituation den Beruf verlassen und sich die Situation weiter verschlimmert", warnte Hoffmann. Zugleich appellierte er auch an die Allgemeinheit: "Ich möchte auch zur Solidarität aller aufrufen, damit Infektionsketten gebrochen werden."

Die Lage in den Kinderkliniken und Kinderarztpraxen ist seit Wochen stark angespannt, viele Einrichtungen sind aufgrund der hohen Zahl an Patienten und Personalengpässen völlig überlastet. Zugleich fehlt es an Medikamenten wie Fiebersäften. Verantwortlich für die Situation ist vor allem eine Welle von Atemwegsinfektionen wie dem RS-Virus. Viele Säuglinge und Kleinkinder müssen deswegen stationär behandelt werden. Das Robert-Koch-Institut rechnet damit, dass die Zahl der Erkrankten noch weiter steigen wird. (stz)