Erinnerungen der katholisch.de-Leser an ihre Weihnachtsfeste

Mein schönstes Weihnachten

Veröffentlicht am 25.12.2022 um 12:15 Uhr – Lesedauer: 

Bonn ‐ Weihnachten ist für viele Menschen die schönste Zeit des Jahres. Doch es sind nicht die Geschenke oder das besondere Essen, die Weihnachten ausmachen. Es ist so viel mehr. Wir haben die katholisch.de-Leser gefragt, was ihr schönstes Weihnachtsfest war.

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Schön verpackte Geschenke, ein geschmückter Tannenbaum und ein Braten mit Klößen und Rotkohl: So sieht die weihnachtliche Stimmung auf vielen Bildern in den Medien aus. Dabei kann das Fest der Geburt Christi so vielseitig sein. Wie bei den Lesern von katholisch.de, die sich teilweise schwertaten, festzulegen, was zum schönsten Weihnachtsfest dazugehört.

Johannes Herwig hat viele schöne Weihnachtsfeste mit seiner Familie verlebt, aber eines ist ihm in besonderer Erinnerung geblieben.

"Vor einigen Jahrzehnten hatten im katholischen Kindergarten, in den damals meine Schwester ging, die Eltern Weihnachtskrippen aus Pappe und die Figuren aus Pappmaschee gebastelt. Bei der abendlichen Bescherung am Heiligen Abend stand diese Krippe unter dem leuchtenden Christbaum und nachdem die Krippe und der Baum von uns und vielen anderen Verwandten mit nicht wenigen Weihnachtsliedern beschallt worden waren, fiel ausgerechnet beim inbrünstigen Gesang von "O du fröhliche" eine große Christbaumkugel vom Baum und prallte ungebremst auf die Krippe.  Der dort stehende selbstgebastelte Esel riss durch den Aufprall sogleich den Ochsen und die Schafe sowie einen Hirten mit. Letztlich fielen auch Josef und Maria um. Einzig die Krippe mit dem Jesuskind blieb noch stehen. Danach waren das Erstaunen und die Aufregung über diesen Kugelsturz bei den Erwachsenen entsprechend groß. Da es mir nicht möglich ist, ein "schönstes" Weihnachten unter den vielen schönen Weihnachten hervorzuheben, die ich erleben durfte, ist in meiner Erinnerung an die Kindheit gewiss dieses Weihnachten 1968 das für mich lustigste Fest gewesen."

"Stille Nacht" und eine letzte Reise

Ingrid Schuhmacher hat es ein Lied in der Christmette angetan, welches sie jedes Jahr berührt.

"Ich werde jedes Jahr in der Christmette sentimental, wenn das Lied "Stille Nacht" vom Chor und den Kirchenbesuchern gesungen wird."

 Auch traurige Begegnungen können zu bleibenden und schönen Erinnerungen werden. So geschehen bei Theresa Glaser.

"Meine schönste Weihnachtsbegegnung ist mittlerweile vier Jahre her. Ich hatte damals als frisch gebackene Gemeindeassistentin mein erstes "Arbeitsweihnachten" vor mir und wollte noch schnell am Vormittag des Heiligabends im Pfarrhaus etwas kopieren als es klingelte: vor der Tür ein Paar, offensichtlich zu Fuß auf der Durchreise. Besonders die Frau sah sehr mitgenommen aus. Sie fragten, ob sie schnell ihre Flaschen auffüllen könnten, bevor sie ihre Wanderung auf dem Jakobsweg fortsetzen würden. Im weiteren Verlauf des Gesprächs stellte sich heraus: Die Frau war schwer krank, es würde aller Wahrscheinlichkeit nach ihre letzte Reise sein. Aber sie erzählte freudestrahlend, dass es für sie nur ein "Übergang" sei – und Weihnachten live, denn das, was da noch kommt, sei ja etwas, was sich keiner vorstellen könne..."

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Video: © Benjamin Krysmann

gesungen von der Jungen Kantorei der Basilikamusik Kevelaer in der Basilika St. Marien in Kevelaer.

Von Freunden und Familie

Gaby Speck erinnert sich an die Weihnachtsfeste mit ihren Freundinnen und Freunden in der Jugendzeit.

"Zwischen 14 und 18 Jahren haben wir Jugendlichen (Freundinnen/Freunde) uns zur Christmette um 22 Uhr verabredet und danach – jedes Jahr abwechselnd – Heiligabend bis nach Mitternacht bei jemandem daheim weitergefeiert."

Angelika Honnef Büch liebt Weihnachten bis heute wegen der Musik, ihrer Familie und der gemeinsamen Zeit.

 "Ich liebte es, wenn meine Mutter auf der Geige spielte, "Stille Nacht" zum Beispiel oder "Leise rieselt der Schnee". Sehr gerne bin ich mit meinem Vater nach der Messe zum Friedhof gegangen. Wir haben dort Kerzen angezündet und uns an all den roten Lämpchen sattgesehen. Weihnachten war ein sehr schönes Fest. Ruhig, besinnlich. Ich liebe das Fest noch immer sehr. Meine Kinder sind mittlerweile erwachsen, doch wir genießen jedes Jahr die Familienmesse."

Weihnachtskundige, -erlerner und Helfer am Heiligen Abend

Der Sohn von Kerstin Beckmann hat seiner Mutter ihre schönste Erinnerung an das Hochfest beschert.

"Meine schönste Erinnerung ist, als wir in Dänemark in die Kirche kamen und mein Sohn mit zwei Jahren sehr andächtig sagte: „Hier ist Weihnachten da!“ Ich war so gerührt, dass alles andere, egal was passierte, einfach wunderschön war!"

Doch nicht jedes Kind schätzt Weihnachten. Michael Kehr hat erst mit 32 Jahren Weihnachten für sich entdeckt.

 "Ich war als Kind froh, wenn es vorbei war. Weihnachten konnte ich erst sehr spät für mich entdecken, auf einer Reise nach Assisi 1995, als ich bereits 32 Jahre alt war. Dort habe ich das Geheimnis entdecken können und meine liebste Weihnachtsgeschichte "Die Christrose" von Selma Lagerlöf gelesen."

Auf drei erfüllende Weihnachtsfeste blickt "mathi_mitdem_m" zurück, welches sie nicht im Kreise ihrer Familie gefeiert hat, sondern mit anderen besonderen Menschen.

"Ich habe bereits dreimal als Ehrenamtliche bei dem Weihnachtsfest der Armen von St. Egidio in München mitgeholfen. Man übernimmt einen Dienst, um Hunderten von Armen ein wunderschönes Weihnachtsfest zu bescheren. Die Eingeladenen sind etwa AsylbewerberInnen, arme RentnerInnen, kinderreiche Familien, die Hartz 4 erhalten, obdachlose Frauen und Männer, BettlerInnen aus osteuropäischen Ländern, die man oft auf der Straße trifft. Das beeindruckende: Jeder Einzelne wird sehr wertschätzend als Gast empfangen und von Anfang bis Ende als Gast behandelt. Jeder erhält ein Mehrgänge-Menü und geht am Ende des Weihnachtsabends mit einem möglichst individuellen Geschenk nach Hause. Ich selbst habe mich nie zufriedener und beschenkter gefühlt als an diesen Weihnachtsfesten, wo ich die Gegenwart des heiligen Kindes, das in Armut uns nahekam, sehr gespürt habe."

 

Eine Kapelle im Schnee bei Nacht
Bild: ©picture alliance/APA/picturedesk.com

Die Stille-Nacht-Kapelle steht in der Stadt Oberndorf im österreichischen Bundesland Salzburg und ist dem Gedächtnis des Weihnachtsliedes Stille Nacht, heilige Nacht und seines Textdichters Joseph Mohr sowie seines Komponisten Franz Xaver Gruber gewidmet.

Weiße Weihnacht und ein neues Herz

"Aus grau wird weiß": So heißt es in einer Stelle eines Kinderliedes von Rolf Zuckowski. Damit beschriebt der Musiker ganz genau die Erfahrung, die katholisch.de-Leser Lutz Hartmann gemacht hat und die ihm bis heute in Erinnerung bleibt.

"Wir gingen am Heiligen Abend in die Kirche, erlebten das Krippenspiel und waren anschließend im Gottesdienst. Als wir in die Kirche kamen, war draußen alles grau in grau. Am Schluss kamen wir unter Glockengeläut aus der Kirche und alles lag unter einer dicken, glitzernden Schneedecke. Als Kind dachte man sofort, oh da schaut jemand auf uns herab und schaut mal, wie er einem eine Freude machen kann. Es war ein ganz großer Moment."

Was wäre Weihnachten ohne Wunder. Wir danken "mein_herzkind_ravi" für die Teilhabe an ihren schönsten Weihnachten.

"Unser schönstes Weihnachten war 2020: Zwei Tage vor Weihnachten wurde unser Sohn (damals 14 Jahre alt) nach 10 Wochen Intensivstation aus dem Krankenhaus entlassen und wir durften Weihnachten zu Hause verbringen. Mitte Oktober hatten wir die völlig unerwartete Diagnose "angeborener Herzfehler, chronische Myokarditis und globale Herzinsuffizienz" erhalten. Seine einzige Chance: eine Herztransplantation. Nur fünf Wochen nach der Diagnose kam sein vorzeitiges Weihnachtsgeschenk: ein Spenderherz. 2020 wird für immer unser Weihnachtswunder bleiben."

Von Stefanie Heinrichs