Bamberger Administrator: Vertrauen bei Bischofswahl auf Heiligen Vater
Der Diözesanadministrator des Erzbistums Bamberg, Weihbischof Herwig Gössl, sieht in den Mitbestimmungsmöglichkeiten anderer deutscher Bistümer bei der Wahl ihrer Bischöfe nicht unbedingt einen Vorteil. "Wir haben mit der Ernennung unserer bisherigen Erzbischöfe sehr gute Erfahrungen gemacht. Die sind durch den Heiligen Vater erfolgt. Und so vertrauen wir jetzt auch wieder darauf, dass es auch diesmal gut geht. Ich glaube nicht, dass diese Regelung in anderen Bistümern unbedingt so viel besser ist, als wir sie haben", sagte Gössl am Dienstag in einem Interview mit dem diözesanen Kölner Internetportal domradio.de. Der 55-Jährige leitet das fränkische Erzbistum seit dem Rücktritt von Erzbischof Ludwig Schick am 1. November kommissarisch bis zur Ernennung eines neuen Oberhirten.
Unterschiedliche Regelungen für die Wahl von Bischöfen in Deutschland
Er könne schwer beurteilen, wie es sei, aus einer Dreierliste einen Bischof wählen zu müssen, weil er noch nie in dieser Lage gewesen sei. "Man bekommt drei Namen und soll dann einen davon wählen. Wenn dann einer dabei ist, den nicht alle kennen, kann ich mir vorstellen, dass das nicht einfacher ist", so Gössl weiter, der zudem darauf verwies, dass es diese Form der Mitbestimmung bei der Bischofswahl nur in Deutschland und der Schweiz gebe.
Hintergrund von Gössls Äußerungen sind die unterschiedlichen Regelungen für die Wahl und Ernennung von Bischöfen in den 27 deutschen Bistümern, die durch die vor rund 100 Jahren geschlossenen Konkordate zwischen dem Heiligen Stuhl und Baden, Bayern sowie Preußen festgelegt sind. Während in den Diözesen, die dem Badischen Konkordat und dem Preußenkonkordat unterliegen, das jeweilige Domkapitel aus einer vom Papst erstellten Dreierliste in freier und geheimer Abstimmung einen neuen Bischof wählen kann, wählt in den Bistümern, in denen das Bayerische Konkordat gilt, der Papst jeweils einen Bischof frei aus. Die bestehenden Regelungen zur Bamberger Bischofswahl und eine mögliche Beteiligung von Laien an der Wahl hatten in den vergangenen Wochen eine Debatte ausgelöst.
Spekulationen über neuen Bischof "zum Schmunzeln"
Wenig erstaunt zeigte Gössl sich in dem Interview über die bereits laufenden Spekulationen über den möglichen neuen Erzbischof für Bamberg: "Das überrascht mich nicht, weil alles zurzeit Wellen schlägt, was mit Kirche zu tun hat." Er sei lediglich verwundert darüber, "wie sofort über Nachfolger spekuliert wird, obwohl man ja weiß, wie lange so eine Prozedur dauert. Das ist ein bisschen zum Schmunzeln, weil das eigentlich völlig absurd ist", so der Diözesanadministrator. Es zeige aber, wie interessant Vorgänge um die Kirche für eine große Zahl von Menschen immer noch seien.
Als große Herausforderungen für die Zukunft bezeichnete der Weihbischof die Frage nach dem kirchlichen Profil und den Umgang mit den hohen Kirchenaustrittszahlen: "Wir werden immer weniger und spüren, dass sich etwas verändert. Aber wie können wir das gut gestalten? Das sind die Herausforderungen, die ich sehe. Da versuche ich mit ruhiger Hand irgendwie das Schiffchen durchzusteuern." (stz)