Homolkas Anwälte drohen Zentralrat mit "gerichtlichen Schritten"
Nach der Veröffentlichung erster Ergebnisse eines Gutachtens zu Vorwürfen gegen den prominenten Rabbiner Walter Homolka drohen dessen Anwälte mit rechtlichen Schritten. Homolka lasse den Zentralrat der Juden in Deutschland als Auftraggeber des Gutachtens abmahnen, erklärten die Anwälte am Freitag in Berlin. Der Zentralrat sei aufgefordert, bis zum 20. Dezember eine strafbewehrte Unterlassungserklärung abzugeben. Sollte das nicht passieren, werde man "unverzügliche gerichtliche Schritte" einleiten. Auch solle der Zentralrat Äußerungen öffentlich richtigstellen, hieß es weiter. In den am 7. Dezember veröffentlichten ersten Ergebnissen des Gutachtens sehen die Anwälte eine "massive Persönlichkeitsrechtsverletzung".
Auch erneuerten sie den Vorwurf der Vorverurteilung: "Nicht belegbare Vorwürfe" seien als bereits erwiesen dargestellt worden. Es habe zudem keine Veranlassung gegeben, vor der Präsentation des finalen Gutachtens in einigen Wochen vorab diese sogenannte Executive Summary zu veröffentlichen, die eine "umfassende Stellungnahme Homolkas nicht ansatzweise vollständig berücksichtigt". Diese nehme auf "zahlreiche teils schwerwiegende Vorwürfe" Bezug und entkräfte sie. Homolkas Stellungnahme war früheren Angaben zufolge kurz vor Veröffentlichung der ersten Ergebnisse des Gutachtens abgegeben worden.
Schuster hält Homolka nicht mehr für tragbar
Gegen Homolka liegen laut vorläufigem Gesamtergebnis des Gutachtens 23 Verdachtsfälle von Fehlverhalten vor. Hierbei handele es sich bei 9 Vorwürfen um "mindestens den Anfangsverdacht einer Straftat oder Ordnungswidrigkeit", etwa in Bezug auf mögliche Vorteilsannahme, Nötigung und Beleidigung. Die Kanzlei sieht 11 Mal möglichen Machtmissbrauch und 3 Mal mutmaßliche "Diskriminierung unterhalb der Schwelle des Strafrechts" und geht von einem persönlichen Fehlverhalten Homolkas als "Führungsperson bzw. Person mit großem Einfluss" aus.
Zentralratspräsident Josef Schuster hält Homolkas Verbleib in seinen bisherigen Ämtern angesichts der "Summary"-Ergebnisse für nicht mehr denkbar. Homolka hatte bereits angekündigt, sich von der Spitze des von ihm gegründeten Abraham-Geiger-Kollegs als Ausbildungsstätte für liberale Rabbinerinnen und Rabbiner zurückzuziehen. Aktuell läuft eine Debatte darüber, wie eine neue Struktur aussehen könnte und wer für ihre Erarbeitung zuständig ist.
Die Union progressiver Juden will als Religionsgemeinschaft die Verantwortung für die Neustrukturierung der Ausbildungsstätte übernehmen. Kurz danach hatte der Zentralrat angekündigt, für das erste Quartal 2023 ein Konzept für die künftige Struktur der Rabbinerausbildung am Standort Potsdam erarbeiten zu lassen, das sich auch auf die konservative Ausbildung am Zacharias-Frankel-College beziehen soll, das sich ebenfalls in Potsdam befindet. (KNA)