Amnesty-Bericht deckt schreckliche Gewalt gegen Zivilisten im Südsudan auf

Gewalt, Morde, Hunger

Veröffentlicht am 08.05.2014 um 00:00 Uhr – Lesedauer: 
Südsudan

Juba ‐ Trotz aller Friedensbemühungen begehen die Konfliktparteien im Südsudan laut Menschenrechtlern weiterhin Gräueltaten an der Zivilbevölkerung. Die Rede ist von brutalen Verbrechen gegen die Menschlichkeit.

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"Kinder und schwangere Frauen wurden vergewaltigt und alte, hilflose Menschen in ihren Krankenhausbetten erschossen", heißt es in dem Dokument. Amnesty-Mitarbeiter hatten zuvor mit zahlreichen direkt von der Gewalt betroffenen Zivilisten über deren Erlebnisse gesprochen. Sie hatten unter anderem die seit Monaten umkämpften Städte Bor, Bentiu und Malakal besucht. Regierungstruppen und Milizen der Opposition wollen sich dort die Kontrolle über die Ölfelder sichern.

"Zivilisten wurden systematisch angegriffen, in Städten und Dörfern, in ihren Häusern, in Kirchen, Moscheen, Krankenhäusern und auf UN-Gelände, wo sie Zuflucht gesucht hatten", so der Bericht. "Unsere Experten haben an manchen dieser Orte Skelette und verwesende Leichen gefunden, die von Hunden gefressen wurden." Zudem seien Massengräber mit Hunderten Toten entdeckt worden.

Machtkampf als Auslöser für einen blutigen Konflikt

In dem ostafrikanischen Land tobt seit Mitte Dezember ein blutiger Konflikt. Auslöser war ein Machtkampf zwischen Präsident Salva Kiir und seinem ehemaligen Stellvertreter Riek Machar. Die Politiker gehören verschiedenen Volksgruppen an. Obwohl beide zugestimmt haben, in den kommenden Tagen zu direkten Friedensgesprächen in die äthiopische Hauptstadt Addis Abeba zu reisen, geht die Gewalt unvermindert weiter.

„Sieben Frauen, die sich weigerten, vergewaltigt zu werden, führten die Soldaten große Holzstäbe in die Vagina ein. Sie sind alle gestorben.“

—  Zitat: Bericht eines Vergewaltigungsopfers aus dem Südsudan.

Die Amnesty-Vizedirektorin für Afrika, Michelle Kagari, sprach von "unvorstellbarem Leid" der Menschen in dem erst 2011 nach jahrzehntelangem Bürgerkrieg unabhängig gewordenen Land. Beide Seiten hätten die grundlegendsten Prinzipien internationalen Menschenrechts völlig missachtet.

Mehr Hilfe gefordert

Eine Frau erzählte den Amnesty-Mitarbeitern, sie sei mit 17 weiteren Frauen von Regierungssoldaten vergewaltigt worden. "Ich war im dritten Monat schwanger, aber weil so viele Männer in mich eindrangen, habe ich das Kind verloren." Sie fügte hinzu, sie sei von neun Männern missbraucht worden. "Sieben Frauen, die sich weigerten, vergewaltigt zu werden, führten die Soldaten große Holzstäbe in die Vagina ein. Sie sind alle gestorben."

Amnesty International forderte, dass sich die Blauhelmsoldaten der UN-Mission UNMISS mehr auf den Schutz von Zivilisten und Ermittlungen gegen die Verantwortlichen der Massaker konzentrieren sollten. Zudem müsse der Zugang zu humanitärer Hilfe für die Notleidenden gesichert werden. Im Südsudan wurden bisher mehr als eine Million Menschen vertrieben. Viele haben durch die Gewalt alles verloren. (dpa)