"Uns ist Europa nicht egal"

Die Teilnehmer des sogenannten Europäischen Jugend-Events (EYE) forderten unter anderem einen besseren gesetzlichen Schutz für Praktikanten und mehr Kampf gegen Arbeitslosigkeit. "Wir wollen gute Jobs, aber nicht gezwungen sein, in ein anderes Land zu ziehen, um sie zu finden", fasste ein junger EYE-Teilnehmer Workshops und Diskussionsrunden zusammen.
Jugendarbeitslosigkeit ist drängendstes Problem
Die Arbeitslosenstatistik spricht für sich: Im März waren in der EU 5,3 Millionen Menschen unter 25 Jahren arbeitslos, davon 3,4 Millionen im Euroraum. Die niedrigste Arbeitslosenquote gab es in Deutschland mit 7,8 Prozent. Die höchsten Quoten meldeten im Januar Griechenland mit 56,8 Prozent und Spanien mit 53,9 Prozent.
Wahlaufruf der COMECE
Im Vorfeld der Europawahl hat die Kommission der katholischen Bischofskonferenzen der Europäischen Gemeinschaft unter ihrem Vorsitzenden Kardinal Reinhard Marx einen Wahlaufruf an die Bürger Europas formuliert, den katholisch.de in deutscher Übersetzung dokumentiert.Hohe Jugendarbeitslosigkeit in vielen der 28 Mitgliedsländer ist nach Ansicht des Vorsitzenden der EU-Bischofskommission COMECE , Kardinal Reinhard Marx, die drängendste sozialpolitische Aufgabe in Europa. Gemeinsam mit den EU-Bischöfen warnt er, dass fehlende Hoffnungen und Zukunftschancen Gift seien für das politische Klima. Ein Nährboden für europafeindlichen Populismus, ebenso wie die gefährlich steigende Zahl der "neuen Armen". Marx appelliert mit Blick auf populistische und europafeindliche Parteien an die Jugendlichen und an alle engagierten Bürger: "Nehmt diese Wahlen ernst, damit nicht andere von ihnen profitieren!"
Der 23-jährige Daniel Friesen aus Bonn nimmt die Wahlen sehr ernst. Er sieht Europa an einem Scheideweg und will sich deshalb an den Wahlen beteiligen. Es müsse deutlich werden, dass die Einigkeit Europas nicht nur am Euro hänge, sondern es müssten dessen kulturelle Identität und Werte wie Menschenrechte wieder im Vordergrund stehen. Seiner Meinung nach sind junge Menschen in Europa weniger politikverdrossen, sondern politikerverdrossen. Denn junge Menschen würden bei politischen Entscheidungen oft nicht gefragt, stattdessen habe ein "Altherrenverein" aus Politikern die Jugend Europas um ihre Zukunft betrogen.

Lisi Maier ist Mitglied im Bundesvorstand des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ).
Wichtig für die Mitbestimmung
Die Bundesvorsitzende des Bundes der deutschen katholischen Jugend (BDKJ), Lisi Maier , sieht aber auch Fortschritte der EU auf diesem Feld. Etwa die von der Europäischen Kommission angeregte "Jugendgarantie", die jungen Menschen spätestens vier Monate nach Abschluss einer Ausbildung einen attraktiven Job bieten soll.
Oder das Europäische Jugend-Event in Straßburg, dessen Ergebnisse im Juli den neu gewählten Europaabgeordneten vorgestellt werden. Die Wahlen sind nach Maier für die jungen Menschen ein wichtiges Instrument zur Mitbestimmung in Europa. Sie können so zeigen: "Uns ist Europa nicht egal!" Sie könnten ein Zeichen setzen gegen nationalistische Tendenzen und für Demokratie und Solidarität der Mitgliedstaaten untereinander.
Der 20-jährige Adrian Brühl aus Bonn will mit seiner Wahl europakritischen Parteien keine Chance geben. Deutschland solle Teil der EU bleiben. Er schätzt besonders die Freizügigkeit und Reisefreiheit in der EU sowie den beruflichen wie universitären Austausch. Der Student des Rettungsingenieurswesens will später einmal im Rahmen des Erasmus-Programms nach Frankreich. "Wenn 100 Wissenschaftler aus verschiedenen Ländern zusammenkommen, ist das Ideenspektrum viel größer", findet er. Für die Europawahlen würde Adrian aber das Wahlalter auf 16 Jahre senken. "Auch die haben schon eine politische Meinung", sagt er. Und: "Wen Politik nicht interessiert, der geht ohnehin nicht wählen."
Von Claudia Zeisel (KNA)