Synodaler Weg werde nicht in einer Sackgasse enden

Marx: Wollte als junger Kaplan keine Mädchen als Ministrantinnen

Veröffentlicht am 23.12.2022 um 19:00 Uhr – Lesedauer: 

München ‐ In den vergangenen 40 Jahren hat Kardinal Marx nach eigenen Worten seine Meinungen überprüft und teilweise geändert – etwa was Ministrantinnen angeht. Seine frühere Haltung zu dem Thema sorgt heute noch für Streit in der Familie.

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Der Münchner Kardinal Reinhard Marx hofft, sich im Laufe der Jahre entwickelt zu haben. Der 69-jährige Erzbischof sagte dem "Münchner Merkur" (Weihnachten), dass er Meinungen überprüft und und in den vergangenen 40 Jahren geändert habe. So sei er als junger Kaplan noch dagegen gewesen, dass Mädchen Ministrantinnen werden können: "Ich dachte, man kann bei den Jungen sehen, ob einer Priester werden könnte – und die Mädchen bringen das durcheinander." Das sehe er aber längst nicht mehr so. "Meine Schwester wirft mir diese alte Auffassung heute noch vor. Sie selbst konnte damals nicht Ministrantin werden. Ich gebe ihr heute Recht!"

Im Hinblick auf den Reformprozess der katholischen Kirche in Deutschland, den Synodalen Weg, zeigte sich Marx überzeugt, dass dieser nicht in einer Sackgasse enden werde. "Wir werden nachher anders miteinander Kirche sein." Er sehe zwar keinen Punkt, von dem an alle Probleme gelöst worden seien. "Aber wir müssen alle mitgestalten lassen. Die Laien stärker beteiligen."

Der Vatikan sei kein monolithischer Block

Die Deutschen würden allerdings nicht immer sehen, dass die Kirche eine Weltkirche sei, erinnerte der Kardinal: "Wir stehen vor der Herausforderung, wie kriegt man Einheit und Vielfalt zusammen." Da gebe es einige Fragen wie die Rolle der Frau und das Priesteramt. Das könne nicht nur in Deutschland geklärt werden. Dennoch brauche es mehr Vielfalt und Eigenständigkeit der Ortskirchen. Angesprochen auf den Gegenwind für die Reformer aus Rom, meinte Marx, der Vatikan sei kein monolithischer Block. So sei der Papst offen dafür, dass der Weg weitergehe. Er müsse aber das Ganze im Blick behalten.

Patriarch Kyrill I.
Bild: ©KNA/Corinne Simon (Archivbild)

Die Haltung des Moskauer Patriarchen Kyrill zum Ukraine-Krieg nennt Marx einen "Missbrauch der Religion". Der Münchner Kardinal ist aber überzeugt, dass es in der russischen Orthodoxie auch andere Stimmen gebe.

Die Unterstützung des russisch-orthodoxen Patriarchen Kyrill für den Krieg Putins gegen die Ukraine bezeichnete Marx darüber hinaus als "erschreckend". Dessen Haltung sei ein "Missbrauch der Religion", erklärte der Münchner Kardinal. Alle anderen christlichen Kirchen hätten das deutlich gesagt.

Marx: Sollten nicht alle Christen der russisch-orthodoxen Kirche verurteilen

Es stelle sich aber die Frage, ob Kyrill für die gesamte russische Orthodoxie spreche. Er jedenfalls sei überzeugt, dass es dort auch andere Stimmen gebe, die sich jetzt nicht äußern könnten, so der Kardinal: "Zu ihnen muss man den Kontakt halten für die Stunde, die kommen wird. Wir sollten nicht alle Christen der russisch-orthodoxen Kirche verurteilen."

Marx räumte ein, dass er erschüttert darüber sei, wie lange dieser Krieg dauere und wie brutal er sei. "Im Augenblick kann ich nicht erkennen, wie das zu Ende gehen soll. Ich weiß nur: Es wird zu Ende gehen. Unvorstellbar ist, dass der Krieg über Jahre dauert." Der Weg aber werde schwieriger sein, als man es sich zu Beginn vorgestellt habe. (cbr/KNA)