Klimagerechtigkeit gehöre zum christlichen Grundauftrag

Häusersegnung und Gottesdienste: Protest gegen Räumung von Lützerath

Veröffentlicht am 06.01.2023 um 12:26 Uhr – Lesedauer: 

Lützerath ‐ An den Protesten gegen die Räumung des vom Kohleabbau bedrohten Dorfs Lützerath beteiligen sich auch christliche Initiativen. Sie fordern mehr Engagement der Bischöfe – und wollen in dem Dorf "noch so oft Gottesdienste feiern, wie es eben geht".

  • Teilen:

Auch christliche Umweltaktivisten protestieren gegen die Räumung des vom Kohleabbau bedrohten Dorfs Lützerath. Die Initiative "Die Kirche(n) im Dorf lassen" kündigte mehrere Gottesdienste und Mahnwachen an. Am Freitag, dem Dreikönigstag, soll es einen Gottesdienst mit anschließender Häusersegnung geben.

Mit der Häusersegnung knüpfen die Aktivisten an den Brauch des Dreikönigssingens an, bei dem Kinder als Heilige Drei Könige verkleidet von Haus zu Haus ziehen und einen Segen an die Türen schreiben. "Gerade angesichts der bevorstehenden Räumung möchten wir Lützerath noch einmal segnen. Sei es als Ausdruck der Hoffnung, dass die Häuser bestehen bleiben und wieder Wohnstatt werden können; sei es als Dank für das gute Leben, das sie ermöglicht haben", so die Initiative.

"Wir werden dort noch so oft Gottesdienste feiern, wie es eben geht"

Für Sonntag sind ein weiterer Gottesdienst und ein Dorfspaziergang geplant. Auch in der nächsten Woche sollen in Lützerath mehrere Gottesdienste gefeiert werden. "Wir werden dort noch so oft Gottesdienste feiern, wie es eben geht", schreibt die Initiative auf ihrer Homepage.

Einen Gottesdienst am Mittwochnachmittag verlegte "Die Kirche(n) im Dorf lassen" kurzfristig an die Kante des Braunkohletagebaus. Ein beim Kurznachrichtendienst Twitter veröffentlichtes Bild zeigt die Aktivisten mit einem gelben Kreuz vor der Schaufel des Braunkohlebaggers.

HTML-Elemente (z.B. Videos) sind ausgeblendet. Zum Einblenden der Elemente aktivieren Sie hier die entsprechenden Cookies.

Auch die Initiative "Christians for Future" unterstützt die Proteste, wie der Theologe Georg Sauerwein der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) sagte. "Klimagerechtigkeit und die Solidarität mit den Armen weltweit gehören zum christlichen Grundauftrag." Die deutschen Bischöfe müssten hier Stellung beziehen und sich stärker für die Bewahrung der Schöpfung einsetzen.

Das katholische Bistum Aachen verwies auf Anfrage der KNA auf eine Stellungnahme auf der Homepage. Der soziale Friede in der Region sei durch den Konflikt belastet, heißt es dort. Das Bistum respektiere die Entscheidung der demokratisch gewählten Regierungen. Zugleich verstehe das Bistum die Entscheidungen derer, die zu einer anderen Beurteilung als die Regierungen kämen. "Wenn sie zivilen und gewaltfreien Widerstand leisten, dürfen sie dafür nicht kriminalisiert oder verunglimpft werden."

Bistum will Kirche in Keyenberg nicht wiedererwerben

Der bei der Deutschen Bischofskonferenz für Umwelt- und Klimafragen zuständige Weihbischof Rolf Lohmann wollte sich zur Räumung von Lützerath auf KNA-Anfrage zunächst nicht äußern.

Zuletzt hatte es Proteste gegen den Abriss der Ortschaft Keyenberg gegeben, die nun jedoch erhalten bleibt. Die dortige katholische Kirche ist seit 2019 im Besitz von RWE und wurde im vergangenen Jahr entwidmet. Seitens des Bistums gebe es keine Überlegungen, die ehemalige Kirche wieder zu erwerben, sagte eine Bistumssprecherin der KNA. "Die ehemalige Kirche in Keyenberg kann in Zukunft zu einem Ort vielfältiger kultureller Angebote werden. Sie kann das Ringen um eine nachhaltige und umweltverträgliche Energiewirtschaft symbolisieren. Und als Zeichen für das Ende des Braunkohle-Tagebaus stehen." (KNA)