Lützerath: Klima-"Mönch" schubst Polizisten – und geht viral
"Die Kappe macht den Mönch nicht aus" heißt es in einem bekannten Zitat von William Shakespeare. Und dieses Sprichwort dürfte auch für den seit dem Wochenende im Internet kursierenden Klima-"Mönch" von Lützerath gelten. Bei der Großdemonstration gegen die Räumung des vom Braunkohleabbau bedrohten Weilers trat am Samstag ein als Mönch verkleideter Aktivist auf und stieß einen im Schlamm feststeckenden Polizisten zu Boden.
Ein Video-Clip der Aktion ging viral – und zeigt die unfreiwillig komischen Szenen: Mehrere Polizisten stecken knöcheltief im Matsch fest und versuchen, sich gegenseitig aus dem Erdboden zu befreien, nur um immer wieder auszurutschen und hinzufallen. Mitunter liegend oder auf allen vieren, versuchen sie, ihre Füße aus dem Matsch zu ziehen oder ihren Kollegen zu helfen. Dann betritt der mit einer braunen Mönchskutte verkleidete Aktivist die Szenerie und bewegt sich scheinbar mühelos rund um die Polizisten und klopft einem feststeckenden Beamten zunächst mitleidig auf die Schulter. Als dieser umfällt, steckt er ein Pappschild vor den Polizisten in den Schlamm.
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Zweimal wird sein Schild jedoch von einem anderen Polizisten weggeworfen. Beim zweiten Mal reagiert der "Mönch" und schubst den im Matsch feststeckenden Polizisten, sodass dieser umfällt und rücklings im weichen Dreck landet – begleitet vom johlenden Beifall der umstehenden Demonstranten. Die Botschaft auf dem Pappschild des Mönchs stammt dabei nicht etwa aus der Bibel oder der monastischen Tradition. "Lützi bleibt" sagt die grüne Schrift.
In den sozialen Medien sorgte das Video für zahlreiche Adaptionen und wurde zur Vorlage vieler Memes. Der aus der "Heute Show" bekannte Komiker Fabian Köster etwa twitterte eine Fotomontage, in der Bundeskanzler Olaf Scholz dem "Mönch" die Hand schüttelt und spielte auf die am Montag zurückgetretene Bundesverteidigungsministerin Christine Lamprecht an. Dazu schreibt Köster: "Scholz macht Mönch aus Lützerath zum neuen Verteidigungsminister".
Das Satire-Portal "Der Postillon" titelte am Montag "Nach fiesem Schubser durch Mönch: Polizei führt Großrazzia bei katholischer Kirche durch". Der Journalist Philip Meinhold schrieb auf Twitter: "Ich glaube, fürs Image der christlichen Kirchen hat in letzter Zeit niemand so viel getan wie der Mönch von Lützerath." Ein anderer User twitterte eine Fotomontage des Silvester verstorbenen emeritierten Papstes Benedikt XVI. mit dem "Mönch" zusammen mit der Schlagzeile "+++ Eilmeldung: Mönch von Lützerath durch Papst Benedikt XIV heiliggesprochen +++" und der Unterzeile "'Dafür bin ich extra nochmal auferstanden', so der ehemalige Papst".
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Die Identität des vermummten Aktivisten ist indes weiter unbekannt – und das wohl nicht ohne Grund: Der Stoß gegen den Polizisten ist ein tätlicher Angriff auf einen Polizeibeamten und könnte damit als Straftat gewertet werden. Dabei trat der "Mönch" offenbar nicht zum ersten Mal auf: Der Berliner "Tagesspiegel" schreibt, dass der Mönch Anfang 2018 bereits gegen die Räumung eines Protestcamps im westfranzösischen Notre-Dame-des-Landes protestierte. Damals hätten Bürger den Bau eines Regionalflughafens verhindern wollen und die Regierung tatsächlich dazu bewegt, das Projekt schließlich abzubrechen. Laut der französischen Zeitung "Le Monde" soll der Mönch dabei insgesamt drei Eimer Wasser auf Polizisten geschüttet und dieses als Taufzeremonie deklariert haben.
Einen gewissen religiösen Hintergrund darf man daher vermuten – nicht allein aufgrund des franziskanisch anmutenden Kostüms. Auf Twitter reklamiert der User "@MonchLutzi" für sich, der Aktivist zu sein. Ein Video der Aktion teilt er mit einer Stelle aus dem Lukasevangelium: "Er stößt die Mächtigen von ihren Thronen und erhöht die Niedrigen." (Lk 1,52) Und im ersten Tweet des erst im Januar eröffneten Profils schreibt der Aktivist: "Den Polizisten fehlte es an Glauben, und sie blieben in der Kohle stecken. Aber die Aktivisten hatten den Glauben, diese Welt zu verändern, gingen durch den Schlamm."