Rabbiner war wegen Vorwürfen des Machtmissbrauchs in Kritik geraten

Allgemeine Rabbinerkonferenz schließt Walter Homolka aus

Veröffentlicht am 26.01.2023 um 11:34 Uhr – Lesedauer: 

Berlin ‐ Wegen Vorwürfen des Machtmissbrauchs war der bekannte Rabbiner Walter Homolka massiv in die Kritik geraten. Er bestreitet die Beschuldigungen. Nun wurde er dennoch aus der Allgemeinen Rabbinerkonferenz Deutschland ausgeschlossen.

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Der wegen Vorwürfen des Machtmissbrauchs in die Kritik geratene Rabbiner Walter Homolka ist am Mittwoch aus der Allgemeinen Rabbinerkonferenz Deutschland (ARK) ausgeschlossen worden. Zuvor habe es einen entsprechenden Antrag einiger Mitglieder gegeben, erklärte die ARK nach dem Ende ihrer Versammlung in Berlin. Der Ausschluss sei mit der erforderlichen Zweidrittelmehrheit erfolgt. Zunächst hatte die "Jüdische Allgemeine" (online) darüber berichtet. Demnach gab es 19 Stimmen für und 8 Stimmen gegen den Ausschluss des Gründers des Abraham-Geiger-Kollegs.

Der ARK-Vorsitzende, der Berliner Rabbiner Andreas Nachama, sagte der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA), dass ein Rabbiner oder eine Rabbinerin in Deutschland nicht zwingend Mitglied einer Konferenz sein müsse. Sie könnten auch ohne eine entsprechende Zugehörigkeit in einer Gemeinde arbeiten. Gleichwohl seien Rabbinerinnen und Rabbiner dann von einem kollegialen Austausch in diesem Rahmen ausgeschlossen.

Der prominente Rabbiner Homolka hatte nach dem Bekanntwerden der Vorwürfe im Frühjahr 2022 angekündigt, seine Ämter in der jüdischen Gemeinschaft ruhen zu lassen. Er teilte im Dezember mit, sich von der Spitze des Kollegs als Ausbildungsstätte für liberale Rabbinerinnen und Rabbiner zurückzuziehen. Auch ist er nicht mehr im Vorstand der Union progressiver Juden in Deutschland (UpJ). Zugleich bestreitet Homolka die Beschuldigungen, die bundesweit und auch im Ausland für Entsetzen gesorgt hatten, und will gerichtlich dagegen vorgehen.

Heftige Diskussionen

In der ARK als Gremium des Zentralrats der Juden in Deutschland sind Rabbinerinnen und Rabbiner aus nicht-orthodoxen Strömungen organisiert. Innerhalb der ARK waren einige Mitglieder im Zusammenhang mit den Vorwürfen gegen Homolka offen auf Distanz zu ihrem Kollegen gegangen. Die Folge waren heftige Diskussionen.

Auf einer Versammlung des Gremiums im Dezember vergangenen Jahres forderten die Rabbinerinnen und Rabbiner eine Neustrukturierung der liberalen Rabbinatsausbildung am Potsdamer Abraham-Geiger-Kolleg: In Deutschland müsse eine "kontinuierliche liberale Rabbinatsausbildung" gewährleistet sein. Mitte Januar teilte dann die Jüdische Gemeinde zu Berlin mit, dass sie die Trägerschaft des Abraham-Geiger-Kollegs übernimmt. Daran hatte es Kritik seitens des Zentralrats gegeben. Dieser ist gemeinsam mit dem Bundesinnenministerium und des Brandenburger Forschungsministeriums Zuwendungsgeber.

Die ARK teilte am Mittwoch außerdem mit, dass zwei unlängst vom Abraham-Geiger-Kolleg und vom konservativ ausgerichteten Zacharias-Frankel-College ordinierte Rabbiner in die ARK aufgenommen worden seien. Dies sei ein "ermutigendes Zeichen für die positive Entwicklung des nicht-orthodoxen Rabbinats in Deutschland". Damit hat die ARK knapp 40 Mitglieder. (KNA)