Neue Namen für Asteroiden: Drei Jesuiten und ein Papst
Ein Asteroid trägt künftig den bürgerlichen Namen von Papst Gregor XIII. Wie die Arbeitsgruppe für die Benennung kleiner Himmelskörper der Internationalen Astronomischen Union (IAU) in ihrem jüngsten Bulletin (Februar 2023) mitteilte, trägt der 2012 entdeckte Asteroid mit der Nummer 560794 künftig den Namen "Ugoboncompagni". Ugo Boncompagni (1502–1585) wurde 1572 zum Papst gewählt. In seinem Pontifikat förderte Gregor XIII. die Wissenschaften und reformierte den Kalender. Sein Gregorianischer Kalender gilt heute noch. In ihrem Bulletin würdigt die IAU den Papst auch für seine Beiträge zur Astronomie. Gregor XIII. ließ den "Turm der Winde" als Teil der Vatikanischen Sternwarte errichten, die damals noch im Vatikan selbst lag. Der 1580 fertiggestellte 73 Meter hohe Turm wurde unter anderem als Observatorium genutzt, um die für die Kalenderreform notwendigen astronomischen Beobachtungen vorzunehmen.
Neben Gregor XIII. gehören zu den neuen Asteroiden-Namenspatronen auch drei Jesuiten: der frühere Direktor der Vatikanischen Sternwarte Johann Georg Hagen (1847–1930), der mit seinen Experimenten zur Erdrotation die Theorien von Nikolaus Kopernikus und Galileo Gallilei bestätigte, der Astronom und Theologe William Stoeger (1943–2014), der mathematische Theorien zur Kosmologie experimentell überprüfte, sowie der Physiker und Philosoph Robert Janusz (Jahrgang 1964), der Sternenhaufen und interstellare Materie erforscht. Die ihnen zur Ehre benannten Asteroiden tragen die Namen (562971) Johannhagen, (551878) Stoeger und (565184) Janusz. Alle vier Asteroiden befinden sich im Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter und wurden im Observatorium der Vatikanischen Sternwarte entdeckt.
Enge Verbindung der Jesuiten mit Astronomie
Der Jesuitenastronom Robert Macke, der an der Vatikanischen Sternwarte zur Meteorologie forscht, zählt einschließlich der neuen Namen mindestens 32 Asteroiden, die nach Jesuiten benannt sind. Außerdem gibt es Mondkrater und Asteroiden, die nach Päpsten, Bischöfen und Heiligen benannt sind. So trägt etwa seit 2000 ein Asteroid den Namen "Ratzinger", weil der damalige Präfekt der Glaubenskongregation, Kardinal Joseph Ratzinger, die vatikanischen Archive für die Wissenschaft geöffnet hatte.
Der Jesuitenorden ist seit Jahrhunderten eng mit der Astronomie verbunden. Aus ihren Reihen kommen Forscher wie Angelo Secchi, der Begründer der modernen Astrophysik. Die Vatikanische Sternwarte, deren Geschichte mit dem Bau des Turms der Winde im 16. Jahrhundert begann, wurde von Anfang an von Jesuiten geleitet. Heute befindet sich das Zentrum des Instituts in Castel Gandolfo, die Forschungseinrichtungen sind seit 1981 an der Universität Arizona (USA). In Arizona betreibt die Sternwarte auch ein eigenes Observatorium auf dem Mount Graham.
Die Benennung von Asteroiden ist ein mehrstufiger Prozess. Ein neuer Himmelskörper wird registriert, wenn er von einem Beobachter an zwei aufeinanderfolgenden Nächten beobachtet wird. Die Sichtungen müssen dann dem "Minor Planet Centre" der IAU gemeldet werden, das eine provisorische Identifikationsnummer vergibt. Anschließend werden frühere Sichtungen von bislang unidentifizierten Himmelskörpern mit der neuen Sichtung abgeglichen, eventuelle Doppelungen werden zusammengeführt. Sobald aus den Daten eine genaue Umlaufbahn ermittelt werden kann, erhält der Asteroid eine permanente Nummer. Das Recht, einen Namen auszuwählen, kommt dem Forscher zu, der genügend Daten für die Berechnung des Orbits geliefert hat, also nicht notwendig dem ersten Entdecker. Der Namensvorschlag wird dann von der Arbeitsgruppe für die Benennung kleiner Himmelskörper geprüft und schließlich offiziell veröffentlicht. (fxn)