Seltene Skizze Michelangelos für Sixtinische Kapelle aufgetaucht
Ein Kunsthistoriker aus Großbritannien hat eine Skizze aus dem 16. Jahrhundert einem Gemälde Michelangelos in der Sixtinischen Kapelle zuordnen können. Die Zeichnung zeigt einen nackten Mann von hinten. Laut dem emeritierten Professor der Universität Cambridge, Paul Joannides, handelt es sich dabei um einen Entwurf Michelangelos für ein Deckengemälde der Kapelle im Vatikan. Das sagte der Wissenschaftler am Wochenende der Sonntagszeitung "The Observer", die zum britischen "The Guardian" gehört. Da Michelangelo kurz vor seinem Tod die meisten seiner Skizzen verbrannt haben soll – aus Angst, aufgrund der unfertigen Werke weniger perfekt dazustehen – handele es um ein sehr seltenes Fundstück.
Konkret soll es sich um den Entwurf einer der Figuren handeln, die im Gemälde "eherne Schlange" eines der Tiere bekämpft. Die Skizze stammt laut Joannidis vermutlich aus dem Jahr 1512, kurz bevor Michelangelo seine berühmten Malereien in der Sixtina fertigstellte. Er sagte dem "Observer", rund um einen Künstler der Größe Michelangelos sei jede neue Entdeckung etwas Aufregendes. "Aber hier handelt sich um eine Zeichnung für eines der größten Meisterwerke westlicher Kunst."
Meisterwerk mit Konstruktionsschwächen
In dem Entwurf wird die Figur aus einem anderen Winkel dargestellt als in dem endgültigen Deckengemälde. Die Zeichnung weist laut Joannides trotz seiner Meisterhaftigkeit Konstruktionsschwächen auf: Die dargestellte Pose eingedrehte Pose sei einem Menschen fast unmöglich. Michelangelo sei es eben mehr um eine dynamische Darstellung als um eine anatomische Genauigkeit gegangen.
Die rötliche Zeichnung war 2014 von einem anonymen Sammler aus Europa gekauft worden. Dieser hatte Joannides ein Foto der rund 15,7 cm mal 19,3 cm großen Zeichnung geschickt. Sie war zuvor Rosso Fiorentino, einem Nachfolger Michelangelos zugeordnet worden. (gho)