Bätzing: Brauchen mehr Wahrhaftigkeit in Kirche und Gesellschaft
Für mehr Wahrhaftigkeit in Kirche und Gesellschaft wirbt der Limburger Bischof Georg Bätzing. "Äußeres Auftreten und innere Haltung, öffentliche Äußerungen und persönliche Überzeugungen – nicht immer stimmen sie wirklich überein", sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz am Aschermittwoch bei einem Gottesdienst zu Beginn der Fastenzeit im Limburger Dom.
Beispielhaft nannte Bätzing Korruption, Bestechlichkeit und Gewinnsucht. Diese richteten nicht nur im politischen Bereich die Glaubwürdigkeit zugrunde. "Als Kirche haben wir schon lange damit zu kämpfen – und das verursacht den Riss im Grundvertrauen, den viele Gläubige nicht mehr einfach zu entschuldigen vermögen", sagte der Limburger Bischof.
"Innen und Außen sollen bei uns wieder enger zusammenrücken, damit wir selbst nicht im Zwiespalt leben, sondern authentisch sind", so Bätzing. "Jeder und jede von uns wird wissen, wo es echten Bedarf zur Korrektur gibt."
Ukraine-Krieg werfe Frage nach Frieden auf
Wie notwendig eine Umkehr sei, zeige sich auch mit Blick auf das aktuelle Weltgeschehen, betonte der Bischofskonferenz-Vorsitzende. Der mörderische Krieg in der Ukraine lasse die Frage nach der Chance für Frieden dringlich werden. "Die Abertausend Toten und Millionen Betroffenen der Erdbebenkatastrophe in der Türkei und in Syrien stellen uns die Bedrohtheit und Bedürftigkeit menschlichen Lebens vor Augen. Und Fragen von Gerechtigkeit, sozialem Ausgleich und je eigener Verantwortung angesichts von Inflation und Energiekrise fordern Antworten."
Zum Aschermittwoch warnte der Augsburger Bischof Bertram Meier davor, "das Gebet zum Schauplatz persönlicher Interessen zu machen". Jesus habe einst Beter kritisiert, die "ihr Herz irgendwo, nur nicht bei Gott" gehabt hätten. "Sie wollten auffallen als besonders fromm: Bigotterie würden wir heute sagen. Sie gibt es leider nach wie vor in der Kirche."
Meier erklärte: "Mit den steigenden Austrittszahlen steigt die Gefahr, dass bestimmte Gruppierungen von Gläubigen sich innerhalb der schwindenden Volkskirche sozusagen als 'heiliger Rest' fühlen und anderen Menschen, die vielleicht Dinge in Frage stellen, pauschal das Katholisch-Sein absprechen." Umgekehrt könne das auch für "besonders reformeifrige Gläubige gelten, die meinen, in der alleinigen Umwandlung von kirchlichen Strukturen die Zeichen der Zeit zu erkennen, während sie andere kritisieren, die sich nach mehr Spiritualität und geistlicher Erneuerung sehnen". (cph/KNA)