Missbrauchs-Verfahren gegen französischen Kardinal Ricard eingestellt
Die Staatsanwaltschaft in Marseille hat ihre Missbrauchs-Ermittlungen gegen den französischen Kardinal Jean-Pierre Ricard (78) vorerst eingestellt. Die Vorwürfe gegen den ehemaligen Erzbischof von Bordeaux seien verjährt, berichtet das Portal der Zeitung "La Croix" (Samstag) unter Berufung auf den zuständigen Staatsanwalt. Ein kirchenrechtliches Verfahren gegen den früheren Vorsitzenden der Französischen Bischofskonferenz sei aber weiter anhängig.
"Schwere und dauerhafte Folgen" für damals 14-Jährige
Ricard hatte sich im vergangenen November wegen "verwerflichen Verhaltens" gegenüber einer 14-Jährigen selbst bei der Bischofskonferenz angezeigt. Dies habe bei ihr "schwere und dauerhafte Folgen" hinterlassen. Er habe mit der Frau darüber gesprochen und "sie um Vergebung gebeten". Ricard erklärte weiter, er habe sich entschlossen, nicht länger zu schweigen und sich der staatlichen und kirchlichen Justiz zu stellen. Der Fall liegt demnach 35 Jahre zurück.
Die Staatsanwaltschaft hatte die Vorermittlungen am Tag nach der Selbstanzeige offiziell aufgenommen. In dieser hätte geklärt werden sollen, ob die Vorwürfe für ein Strafverfahren ausreichend seien. Ebenso sollte festgestellt werden, ob es weitere Betroffene gibt. Das ebenfalls im November eröffnete kirchenrechtliche Verfahren wird vonseiten des Vatikans fortgeführt und ist nicht an die Entscheidungen der Staatsanwaltschaft gebunden. (KNA)