"Die Zukunft der Kirche ist weiblich": Von der Macht der Bilder
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"Ich prophezeie: Die Zukunft der Kirche ist weiblich." Das sagte der Augsburger Bischof Bertram Meier im Rahmen der Eröffnung der diesjährigen Misereor-Fastenaktion "Frauen.Macht.Veränderung." am vergangenen Sonntag.
Das meistgenutzte Pressebild des Eröffnungsgottesdienstes zeigt den garstigen breiten Graben zwischen bischöflicher Prophetie und katholisch gelebter Gegenwart. Um den Altar stehen, in erster Reihe und im vollen Ornat, die Männer; am Rand und im Hintergrund die Frauen. Natürlich wird dieses eine Bild nicht der Fülle des Tages gerecht. Es ist aber kein Zufall, dass dieses Bild des männlich dominierten Altarraums medial bevorzugt aufgegriffen wurde: Es illustriert treffend einen wunden Punkt, wenn es um die Frage der Glaubwürdigkeit geht. Die katholische Kirche ist in Sachen Geschlechtergerechtigkeit – in einer der zentralen globalen Zukunftsfragen – absolut kein Vorbild. Dabei könnte sie es sein.
An den oben zitierter Satz schloss Bischof Meier – vermeintlich – folgerichtig an: "Es ist leicht, mit dem Finger auf andere zu zeigen. Fangen wir bei uns an!" Was nun aber gerade nicht folgte, war eine konkrete Aussage, wann und wie die katholische Kirche die Zulassungsbedingungen zu Weiheämtern verändern wird. Stattdessen: allgemeine Appelle zu Mäßigung, Gerechtigkeit und Zufriedenheit. Es stimmt: Zu konkreten Änderungen in der "Zulassungsfrage" kann Bischof Meier auch keine Aussage treffen, denn diese Entscheidung liegt in Rom. Er hätte aber durchaus eine Aussage treffen können, ob, wann und wie er selbst im Bischofskollegium dazu beitragen wird, dass die Frage in Rom erneut behandelt und im Sinne der Erfüllung seiner eingangs benannten Prophetie entschieden wird.
Die alttestamentlichen Propheten verdeutlichten ihre Forderungen durch Zeichenhandlungen. In nächster Zeit gibt es ausreichend Gelegenheit dazu: Aktuell tagt die Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz, in der nächsten Woche die letzte Vollversammlung des Synodalen Wegs. Wer ein Zeichen setzen will: Hier wären Gelegenheiten. Man(n) muss es aber ernst meinen. Sonst wirken die entsprechenden Bilder zum Text wie dieses eine Pressebild vom Sonntag: wie unfreiwillige Satire.
Die Autorin
Katharina Goldinger ist Theologin und Pastoralreferentin im Bistum Speyer, Religionslehrerin an einem Speyerer Gymnasium und Ansprechperson für den Synodalen Weg im Bistum Speyer. Sie ist sehr gerne in digitalen (Kirchen-)Räumen unterwegs und ehrenamtlich im Team der Netzgemeinde da_zwischen aktiv.
Hinweis
Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der Autorin bzw. des Autors wider.