"Hoffnung - gerade jetzt" mit biblischen Geschichten für alle Lebenslagen

Pfarrer Schießler schreibt Buch nach lebensgefährlicher Verletzung

Veröffentlicht am 12.03.2023 um 12:20 Uhr – Von Barbara Just (KNA) – Lesedauer: 

München  ‐ Für den Münchner Pfarrer Rainer Maria Schießler ist die Bibel eine "einzige Fundgrube der Hoffnung". Für alle Lebensbereiche gebe es darin etwas zu entdecken. Dabei hilft sein neues Buch - verfasst nach einem dramatischen Erlebnis.

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Ötztal im Sommer 2022. Der Münchner Pfarrer Rainer Maria Schießler hatte sich auf eine Bergwanderung aufgemacht. Doch oben in gut 3.000 Meter Höhe stürzte er - "aus unerfindlichen Gründen". Da saß der Geistliche nun, mitten in einem Gewitter - und das Sprunggelenk am linken Fuß zertrümmert. Zumindest konnte er telefonieren. "Ein Netz habe ich gehabt und mir deshalb gedacht: Wenn ich ein Netz habe, dann muss es auch eine Lösung geben." Doch der große Rettungshubschrauber konnte nicht landen, erst mit dem kleineren Polizei-Helikopter "Libelle Tirol" war ein Abtransport des Verletzten ins Tal möglich.

Cover des neuen Buches von Rainer Maria Schiessler
Bild: ©Kösel/Carlo Süßmilch/Fotolia.com

"Hoffnung - gerade jetzt" - das Buch Rainer Maria Schießler ist im Kösel-Verlag erschienen.

Zwei Stunden später lag Schießler auf dem OP-Tisch im Krankenhaus. "Das war so ein Moment, wo ich überwältigt war von der Tatsache, wie von einer Sekunde zur anderen dein Leben ganz ein anderes ist", erzählt der Pfarrer. Als ihm später sein Münchner Orthopäde noch sagte, es habe sich um eine Verletzung gehandelt, an der man auch hätte sterben können, sei ihm die Tragweite des Geschehens erst richtig bewusst geworden. Kein Wunder also, dass ihm dieses Buch ein ganz besonderes Anliegen war und ist: "Hoffnung - gerade jetzt!" heißt es, erschienen im Kösel-Verlag. Gewidmet hat er es seinen Rettern und guten Freunden.

Wie "Die Schießler-Bibel" enthält es eine Auswahl von biblischen Texten auf insgesamt 284 Seiten. Regelmäßigen Kirchgängern dürften diese bekannt sein. Sie hörten diese und "dann eine schlechte Predigt dazu", sagt der Pfarrer. Sein Anliegen war es deshalb: "Jetzt zeige ich Euch mal, wie ich das mache." Die Reihenfolge orientiert sich bei diesem Buch aber nicht am Kirchenjahr, sondern an dem Dreischritt Barmherzigkeit, Glaube und Vertrauen. "Das sind die Voraussetzungen für Sendung und Nachfolge", erläutert der Geistliche. Der Prüfpunkt schlechthin sei das Leiden; denn da werde die Hoffnung am meisten auf die Probe gestellt.

Wie also will der Priester den Leuten Hoffnung in einer Zeit geben, die voll ist von Krisen? Das könne er gar nicht, gibt Schießler offen zu, aber: "Ich will ihnen nur berichten, dass man diese Hoffnung einfach trifft. Sie ist da und sie wirkt. Man muss sich ihr gegenüber nur öffnen." Zumindest war dies seine Erfahrung im Zusammenhang mit dem Bergunfall. Die Bibel sei eine "einzige Hoffnungsquelle", führt der Pfarrer aus. Ob im Alten oder Neuen Testament, am Ende jedes Textes laute das Fazit: "Ohne Hoffnung macht es keinen Sinn."

Schon der jüdische Religionsphilosoph Martin Buber habe betont, Glaube sei Beziehung, erinnert Schießler. Für ihn bedeute das, "in dieser Beziehung zu meinem Herrgott ist eine Kraftquelle da, die mich auch die schwierigsten Situationen aushalten lässt". Dem Pfarrer ist es ein Anliegen, dass alle Leserinnen und Leser ohne Berührungsängste an die biblischen Texte herangehen. Es gebe keinen Grund, sich davor zu fürchten, weil man sie vielleicht nicht kapieren könne, schreibt er im Vorwort.

Bild: ©katholisch.de/ Madeleine Spendier

Eine Bibel ist für Pfarrer Schießler eine Quelle der Hoffnung.

Vor allem ist dem Bestsellerautor und unkonventionellen Seelsorger wichtig: "Die Bibel ist nie ein Instrument für ein paar gebildete Theologenprofis gewesen und darf es auch nie sein!" Vielmehr sei sie ein "echtes Experimentierfeld für jeden Entdecker und jede Schatzsucherin, für den und die das Leben mehr ist als bloßes Existieren". Mit einfachen Gedanken und Worten, wie er sie auch in seiner Verkündigung verwende, stellt Schießler deshalb die Bibeltexte vor.

Und welche Stelle mag der Pfarrer selbst ganz besonders? Es ist jene aus dem ersten Kapitel bei Markus (1,14-20), als Jesus Simon und Andreas zur Nachfolge aufruft und sie sowie die anderen Apostel auffordert, von nun an "Menschenfischer" zu sein. Denn das ganze Reden und Lesen von der Hoffnung sei nur dann sinnvoll, wenn Christen sie auch in die Welt hinaustrügen. Vom ewigen Klagen, dass es in der Kirche keine Berufungen gebe, will Schießler nichts wissen: "Wie oft habe ich gesagt: Schaut Euch die Berufenen an, die da sind. Die am Straßenrand stehen, unsere prophetischen Existenzen, die Zeugnis geben von der Existenz, ja vom Wesen Gottes in dieser Welt."

Von Barbara Just (KNA)