Bischöfe zeigen Solidarität mit verfolgten Christen in Pakistan
Die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) hat auf die schwierige Lage von Christen in Pakistan hingewiesen und die Solidarität der katholischen Kirche zugesichert. "Denn als Christen, die in unserem Land in gesicherter Freiheit leben, sind wir in besonderer Weise verpflichtet, denen, die wegen ihres Glaubens bedrängt werden, zur Seite zu stehen", sagte Bischof Bertram Meier, Vorsitzender der Kommission Weltkirche der Bischofskonferenz, bei der Vorstellung der Arbeitshilfe "Solidarität mit verfolgten und bedrängten Christen in unserer Zeit – Pakistan" am Dienstag in Bonn. Religionsfreiheit sei ein zentrales Menschenrecht, betonte der Augsburger Bischof.
Im mehrheitlich muslimischen Pakistan hätten extremistische Interpretationen des Islam an Unterstützung gewonnen, die einen umfassenden Geltungsanspruch in der ganzen Gesellschaft durchsetzen wollten, so Meier. Zugleich wachse aber auch der Dialog. "In Gesprächen mit den pakistanischen Bischöfen habe ich gehört, dass das Bewusstsein für die Bedeutung lokaler und regionaler Dialoginitiativen in allen Religionen gewachsen ist. Die Beteiligten wollen gemeinsam die Gräben überwinden, die von extremistischen Gruppen und von einer auf Spaltung gerichteten Politik vertieft werden."
Der emeritierte Erzbischof von Karatschi im Süden Pakistans, Kardinal Joseph Coutts, betonte bei der Online-Pressekonferenz, die Hetze extremistischer Muslime gegen Christen falle besonders bei Ungebildeten auf fruchtbaren Boden. Der Einfluss radikaler Geistlicher in den Koranschulen sei leider groß. Christen würden von ihnen mit dem Westen gleichgesetzt, dessen Kriege im Irak und Afghanistan als Versuch einer Dominanz über den Islam gälten. Andererseits werde die Kirche für ihre Arbeit im Bildungs- und Gesundheitssektor und ihre Hilfe bei Naturkatastrophen, etwa durch die Caritas, von vielen Muslimen sehr geschätzt.
Zwischen Vielfachkrise und gesellschaftlichem Fortschritt
Der Politikwissenschaftler Boris Wilke vom Deutschen Orient-Institut in Hamburg bezeichnete Pakistan als ein Land zwischen Vielfachkrise und gesellschaftlichem Fortschritt. So sei die Zahl der Opfer durch politischen Terror in den vergangenen Jahrzehnten erheblich gesunken. Zugleich erlebten Politik und Gesellschaft eine "Verbürgerlichung". Wilke verwies zudem auf die wirtschaftliche Lage Pakistans als Krisenfaktor: So verhandele das Land mit dem Internationalen Währungsfonds über seine Zahlungsunfähigkeit, während die Hälfte der Bevölkerung jünger als 22 Jahre sei. Die gesellschaftliche Anspannung zeige sich auch in der Suche nach Sündenböcken und der Anfälligkeit für Verschwörungstheorien.
Seit 2003 macht die Deutsche Bischofskonferenz mit ihrer Initiative "Solidarität mit verfolgten und bedrängten Christen in unserer Zeit" auf die schwierige Situation von Christinnen und Christen in zahlreichen Ländern aufmerksam. Die diesjährige Arbeitshilfe zur Lage in Pakistan zeige konkrete Probleme und Herausforderungen, Konfliktlinien und Hintergründe, sagte Meier. "Auf diese Weise wirbt die Arbeitshilfe um Solidarität mit den in dieser Weltregion beheimateten Geschwistern im Glauben."
Von den mehr als 230 Millionen Einwohnern Pakistans sind 1,3 Prozent Christen, je zur Hälfte Katholiken und Mitglieder protestantischer Kirchen. Nach Muslimen und Hindus sind sie die drittgrößte Glaubensgemeinschaft des Landes. Neben Diskriminierung im Alltag leiden sie unter anderem unter der Bedrohung durch den sogenannten Blasphemie-Pragrafen im Strafrecht sowie den zahlreichen Zwangsverheiratungen von Mädchen und Frauen, die von radikalen Muslimen entführt, missbraucht und zum Glaubenswechsel gezwungen werden. (KNA)