Pastorale Mitarbeiter rufen Kardinal Marx zu Kirchenreformen auf
Der "Münchner Kreis", ein Zusammenschluss pastoraler Mitarbeiter des Erzbistums München und Freising, hat Kardinal Reinhard Marx zu Reformen in der Kirche aufgerufen. "Da Sie sich gegenüber der Öffentlichkeit aufgeschlossen für Kirchenreformen zeigen, sollten Sie auch unter Beweis stellen, dass Ihr Engagement beim Synodalen Weg eine bewusste Entscheidung zur Reform darstellt, der erste konkrete Schritte folgen", heißt es in einem am Dienstag im Internet veröffentlichten Offenen Brief des Kreises an den Erzbischof. Ansonsten bestehe die Gefahr, dass wichtige Reformanliegen des Synodalen Wegs nicht nachhaltig zur Wirkung kämen oder vor ihrer Wirkung verpufften.
Der Brief wurde den Angaben zufolge am 17. Februar und damit noch vor der letzten Synodalversammlung des Reformprozesses beschlossen, die in der vergangenen Woche in Frankfurt am Main getagt hatte. Unterstützt werde das Schreiben auch von den Reformgruppen "Wir sind Kirche" und "Maria 2.0", den Ordensfrauen für Menschenwürde und der Gemeindeinitiative. Dem "Münchner Kreis" gehören nach eigenen Angaben rund 70 Mitglieder an, zudem werde die Gruppe von rund 900 Einzelpersonen unterstützt. Der Kreis war 2012 als reformorientierte Initiative von Priestern und Diakonen gegründet worden und hatte sich später allen Berufsgruppen im kirchlichen Verkündigungsdienst geöffnet.
Zusammenschluss fordert Synodalen Rat im Erzbistum
Konkret bittet der "Münchner Kreis" in dem Brief etwa um die Einrichtung eines Synodalen Rates im Erzbistum, "der nicht nur Beratungs-, sondern auch Entscheidungskompetenzen hat". Solange es kirchenrechtlich keine Teilung der bischöflichen Macht gebe, bedürfe es im Hinblick auf ein weitläufiges Demokratieverständnis einer Selbstbeschränkung der Bischöfe, so die Autoren des Schreibens. Die Einrichtung eines Synodalen Rates auf Bundesebene sowie entsprechender Gremien in den Bistümern und auf Ebene der Pfarreien war in den vergangenen Wochen kontrovers diskutiert worden, nachdem der Vatikan Einrichtung Synodaler Räte im Januar verboten hatte. Als Konsequenz hatte die Synodalversammlung die Entscheidung über einen Text zu mehr Laienmitbestimmung in der katholischen Kirche vertagt.
Weiter bitten die Autoren Kardinal Marx, "nach ersten umgehenden Beauftragungen bis spätestens 2030 allen pastoral Mitarbeitenden im Dienstauftrag" eine umfassende Tauf- und Eheassistenzbefugnis für den Bereich des Erzbistums zu erteilen. Dadurch solle "die Feier der Sakramente ein echtes Beziehungsgeschehen in der Ortspfarrei" bleiben. Zudem warnt der Kreis davor, angesichts der hohen Kirchenaustrittszahlen das Konzept einer Volkskirche aufzugeben. Die Volkskirche sei offen für "unterschiedliche Nähe und Distanz zur kirchlichen Praxis und Lehre". Dies dürfe nicht zugunsten eines Kirchenkonzept "der kleinen Herde" und einer Kirche der Überzeugten aufgegeben werden. Und weiter: "Die Kirche muss weiterhin dicht und wertschätzend an dem sein, was das allgemeine Bewusstsein am Ort und in der Gesellschaft ausmacht. Es darf nicht einfachhin als 'Zeitgeist' diffamiert werden, vielmehr muss sich eine Wertschätzung dieser 'Zeichen der Zeit' auch in der pastoralen Planung niederschlagen." (stz)