Kirche ist kein Konzern
Ein wichtiger Teil der kirchlichen Finanzströme ist in den Bistumshaushalten dokumentiert. Sie sind in den jeweiligen Amtsblättern veröffentlicht und mehr oder weniger ausführlich auch bei den Internetauftritten der Diözesen einsehbar. Den größten Etat hat demnach das Erzbistum Köln mit einem Umfang von 760 Millionen Euro, während das kleine Bistum Görlitz mit rund 15 Millionen Euro auskommen muss.
Die meisten Bistümer erstellen ihre Haushalte noch nach dem traditionellen "kameralistischen" System, bei dem die laufenden Einnahmen und Ausgaben gegengerechnet werden. Einige Diözesen - wie Hamburg, Essen und Hildesheim - haben inzwischen auf eine kaufmännische Buchführung umgestellt. Dabei weisen sie nicht nur eine Gewinn- und Verlustrechnung auf, sondern auch eine Bilanz, die Vermögen und Anlagen ebenso angibt wie die entsprechenden Verbindlichkeiten, zum Beispiel Rückstellungen für Pensionszahlungen.
Geldmittel hängen auch von der Struktur ab
Damit sind allerdings nur die Finanzen auf Bistumsebene erfasst. Aber jede Pfarrei, jeder Caritasverband, jeder Orden und jede andere eigenständige kirchliche Körperschaft oder Stiftung hat ihren eigenen Haushalt und in der Regel auch eigenes Vermögen. Diese werden nicht zentral erfasst oder zusammengerechnet, weil es eben lokale Verhältnisse betrifft.
Zu den eigenständigen Körperschaften gehören auch die Bischöflichen Stühle wie derjenige in Limburg. Sie sind sowohl Rechtspersönlichkeit" als auch Vermögensträger. Sofern sie keine öffentlichen Mittel erhalten, müssen sie auch keine Bilanz vorlegen.
Gleichwohl haben jetzt die Erzbistümer München und Freising und Hamburg sowie die Bistümer Speyer, Essen und Münster Zahlen vorgelegt. Dabei handelt es sich etwa um Immobilien, Sondervermögen, Erbschaften oder andere Werte.
Die unterschiedliche Höhe verweist auf die unterschiedliche Struktur der Zuordnung bestimmter Einrichtungen, aber auch auf die unterschiedlichen Umstände bei der Errichtung der jeweiligen Bistümer. Im 1930 gegründeten heutigen Erzbistum Berlin hat der Bischöfliche Stuhl nach dessen Angaben überhaupt kein eigenes Vermögen.
Historische Ursprünge
Ihren historischen Ursprung haben viele Vermögenswerte in Zeiten, in denen Bischöfliche Stühle noch direkt den Unterhalt der Bischöfe und seines Klerus finanzieren mussten. Als die deutschen Fürsten 1801 ihre linksrheinischen Ländereien an Frankreich verloren, beschlossen sie im sogenannten Reichsdeputationshauptschluss von 1803 die Säkularisation - also Enteignung - des kirchlichen Vermögens und annektierten den Grundbesitz und andere Güter.
Dies ist die Grundlage nicht nur für die Einführung der Kirchensteuer, die heute die Hauptquelle der Kirchen-Einnahmen bildet, sondern auch für die direkten Staatsleistungen (Dotationen) der Länder an die Bistümer und Landeskirchen. Sie belaufen sich heute auf insgesamt auf rund 460 Millionen Euro jährlich.
Eine Gesamtbewertung, wie sie vor einigen Jahren der Kirchenkritiker Carsten Frerk versucht hat - er schätzte den jährlichen "Umsatz" beider Kirchen auf 125 Milliarden Euro -, wird daher immer Unsicherheitsfaktoren haben.
Alleine die Bewertung von Immobilien ist ein schwieriges Geschäft: Sie liegen oft in besten Lagen, stehen unter Denkmalschutz, ihre Bewirtschaftung ist teuer, sie könnten andererseits bei einem Verkauf viel Geld einbringen. Doch werden die Räume zugleich genutzt und beherbergen Arbeitsplätze - und sind damit "Reichtum" und "Verpflichtung" zugleich.
Von Norbert Zonker (KNA)