Scharfes Vorgehen der Regierung

Bischof Feige besorgt über Sanktionen gegen ukrainische Kirche

Veröffentlicht am 17.03.2023 um 11:26 Uhr – Lesedauer: 

Gera ‐ Auch wenn einzelne Argumente der "Regierung vielleicht nachzuvollziehen sind, wäre es doch verheerend, wenn sie sich in dieser Weise an der Religionsfreiheit vergreift", sagt Bischof Feige zum Vorgehen gegen die Ukrainische Orthodoxe Kirche.

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Besorgt über eine Einschränkung der Religionsfreiheit in der Ukraine hat sich der Magdeburger Bischof Gerhard Feige geäußert. Dort hat die Regierung in den vergangenen Wochen ihr Vorgehen gegen die traditionell zum Moskauer Patriarchat gehörende Ukrainische Orthodoxe Kirche (UOK) verschärft und ihr etwa die Nutzung des Kiewer Höhlenklosters entzogen, in dem sich auch die Theologische Akademie und der Sitz des Kirchenoberhaupts befinden. "Auch wenn einzelne Argumente der ukrainischen Regierung vielleicht nachzuvollziehen sind, wäre es doch verheerend, wenn sie sich in dieser Weise an der Religionsfreiheit vergreift", sagte Feige am Donnerstagabend bei einem Vortrag in Gera.

Die für den Klosterkomplex zuständige Behörde hat auf Betreiben der ukrainischen Staatsführung den Nutzungsvertrag mit der UOK zum 29. März gekündigt. Mönche, Seminaristen und die Kirchenverwaltung, insgesamt etwa 600 Personen, müssen dann das Gelände und damit ihre Wohn- und Arbeitsräume verlassen. Feige äußerte die Befürchtung, "dass die Mönche bei Weigerung, dieser Anordnung zu folgen, gewaltsam vertrieben werden, und das Kloster dann der nationaler gesinnten Orthodoxen Kirche der Ukraine übergeben wird".

Zwischenkirchliche Verhältnisse "schwer erschüttert und beschädigt"

In der Ukraine gibt es zwei konkurrierende orthodoxe Kirchen. Die Regierung unterstützt die 2018 mit Hilfe des Ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel und orthodoxen Ehrenoberhaupts Bartholomaios I. gegründete Orthodoxe Kirche der Ukraine (OKU). Sie ging aus zwei Konfessionen hervor, die sich bereits vor Jahrzehnten vom Moskauer Patriarchat getrennt hatten. Die UOK sagte sich erst im Mai 2022, nach Kriegsbeginn, vom Moskauer Patriarchat los. Moskau erkennt diese Entscheidung allerdings nicht an, während die ukrainischen Behörden die UOK verdächtigen, weiter mit der russisch-orthodoxen Kirche zu kollaborieren.

Feige, der in der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) die Ökumenekommission leitet, sagte in Gera, dass der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine "auch die zwischenkirchlichen Verhältnisse schwer erschüttert und beschädigt" habe. Konstruktive Dialoge mit dem Moskauer Patriarchat seien "vorerst unmöglich geworden". Angesichts dessen gelte es neu zu überdenken, "unter welchen Kriterien, worüber und mit wem wir in einen möglicherweise künftigen Dialog eintreten wollen", meinte Feige. Auf jeden Fall sei zu empfehlen, persönliche Kontakte zu gesprächsbereiten und nachdenklichen Partnern und Partnerinnen aus der russischen Orthodoxie weiterhin aufrecht zu erhalten oder neue zu suchen, fügte er hinzu. (KNA)