Nordische Bischöfe: Respekt für LGBTQ-Bewegung – aber auch Widerspruch
Die nordeuropäischen Bischöfe haben der LGBTQ-Bewegung ihre grundsätzliche Wertschätzung ausgedrückt. "Wir erkennen alle hochgesinnten Ziele dieser Bewegung an und teilen sie, insofern es sich dabei um die Achtung der menschlichen Würde und die Sehnsucht jedes Einzelnen, wahrgenommen zu werden, handelt", heißt es in einem am Samstag veröffentlichten Hirtenbrief der Nordischen Bischofskonferenz (NBK). Die Kirche verurteile jede Art von Diskriminierung, "und das schließt Diskriminierung aufgrund von geschlechtlicher Identität oder Orientierung ein".
Widerspruch gegen Auflösung der leiblichen Integrität der Person
Zugleich äußerten die Bischöfe jedoch Kritik am Ansinnen der Bewegung, einen einfacheren Wechsel der geschlechtlichen Identität zu ermöglichen. Man erhebe Widerspruch, "wenn durch jene Bewegung ein Menschenbild transportiert wird, das die leibliche Integrität der Person auflöst, als ob das biologische Geschlecht etwas rein Zufälliges wäre". Man protestiere dagegen, wenn Kindern solche Ansichten aufgedrängt würden "als wären sie nicht gewagte Hypothesen, sondern nachgewiesene Fakten". Für Kinder sei es eine "drückende Last", über die eigene Identität bestimmen zu müssen, ohne dafür gerüstet zu sein.
In ihrem Brief betonen die Bischöfe weiter, dass das Sehnen nach Liebe und die Suche nach sexueller Ganzheit das Innerste im Menschen berühre – dort, wo er am verwundbarsten sei. "Auf dem Weg zu dieser Ganzheit ist Geduld gefragt – und Freude über jeden Schritt nach vorne. Was für ein Quantensprung ist beispielsweise die Entwicklung von einem Leben in wahllosen sexuellen Beziehungen hin zu einer in Treue gelebten Partnerschaft, auch wenn diese treue Beziehung nicht der objektiven Ordnung einer sakramental geschlossenen Ehe entspricht", so die Hirten. Jede Suche nach Integrität verdiene Respekt und Ermutigung.
Zusammenschluss der Bischöfe der fünf nordeuropäischen Länder
Die NBK ist der Zusammenschluss der katholischen Bischöfe der fünf nordeuropäischen Länder Dänemark, Finnland, Island, Norwegen und Schweden. Vorsitzender der Konferenz ist seit 2015 der Kopenhagener Bischof Czeslaw Kozon, prominentestes Mitglied ist der Stockholmer Kardinal Anders Arborelius. Auf dem Gebiet der NBK leben rund 250.000 Katholiken, die meisten von ihnen sind Migranten.
Die englische Abkürzung LGBTQ steht vor allem für nicht-heterosexuelle Menschen, die sich etwa als lesbisch, schwul oder queer identifizieren. Varianten sind LGBTQI, LGBTIQ+ oder LGBTQIA+. Jeder Buchstabe steht für eine eigene sexuelle Orientierung oder Identität. (stz)