Kunst des mutmaßlichen Missbrauchstäters in der Rosenkranzbasilika

Marienwallfahrtsort Lourdes will Umgang mit Rupnik-Mosaiken überprüfen

Veröffentlicht am 29.03.2023 um 12:14 Uhr – Lesedauer: 

Lourdes ‐ Wenn Missbrauchsbetroffene in Lourdes Trost suchen, begegnen sie dort Mosaiken von Marko Rupnik: Ihm wird sexueller und geistlicher Missbrauch in vielen Fällen vorgeworfen. Lourdes will dafür sorgen, dass es für Betroffene ein Ort der Heilung bleibt.

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Das Marienheiligtum Lourdes sucht einen angemessenen Umgang mit den Mosaiken des Künstlers und mutmaßlichen Missbrauchstäters Marko Rupnik. In einem Interview mit der christlichen Wochenzeitung "La Vie" (Dienstag) sagte der Bischof von Tarbes und Lourdes, Jean-Marc Micas, dass der Beirat des Heiligtums eine Arbeitsgruppe eingerichtet hat, die Handlungsempfehlungen aussprechen soll. Die Rosenkranzbasilikaist mit Kunstwerken des Jesuitenpaters Rupnik gestaltet. Laut Micas wendeten sich seit Bekanntwerden der Vorwürfe gegen Rupnik Missbrauchsbetroffene aus mehreren Ländern an die Verwaltung des Heiligtums. Für den Bischof sei zentral, dass Lourdes ein Ort der Heilung sei. Es gebe auch Pilger, die als Missbrauchsbetroffene Trost in dem südfranzösischen Wallfahrtsort suchen. "In diesem Kontext ist es eine zusätzliche Verletzung, wenn man Auge in Auge mit einem Werk von Rupnik zusammenstößt", so der Bischof.

In Lourdes stellt sich für Micas daher die Frage nach dem Umgang mit den Kunstwerken anders und schärfer: "Wenn dieser Ort durch das Ausstellen von Kunstwerken das Leiden von Menschen verstärkt, die auf der Suche nach Heilung hierher kommen, können wir das nicht akzeptieren." Eine Gruppe von Psychiatern, Psychologen, Betroffenen, Priestern und Bischöfen werde daher die Problematik grundsätzlich angehen. Dabei gebe es keine Tabus, im Heiligtum sei man bereit, jede Entscheidung der Gruppe zu akzeptieren. "Wir wollen in dieser Frage vorankommen, denn wir sind uns bewusst, dass Lourdes etwas Bestimmtes, etwas Besonderes darstellt", betonte Micas. Eine Unterscheidung zwischen der Person des Priester-Künstlers und seiner Werke sei im Beirat zwar angesprochen worden, man habe es sich aufgrund der besonderen Bedeutung von Lourdes als Ort der Heilung aber nicht zu eigen gemacht.

Erste Konsequenzen gezogen

Bereits jetzt werde sichergestellt, dass die Mosaike Rupniks nicht mehr in der täglichen Fernsehübertragung des Rosenkranzgebets in der Basilika zu sehen seien. Wie lange die Arbeitsgruppe bis zu einer Entscheidung braucht, sei noch nicht absehbar.

Dem Jesuitenpater und Künstler Marko Rupnik werden sexualisierte Gewalt und geistlicher Missbrauch von Frauen in einer von ihm gegründeten Gemeinschaft vorgeworfen. Rupnik war zeitweise exkommuniziert, da er eine Frau, mit der er unerlaubt Sex hatte, in der Beichte davon loszusprechen versuchte. Im Mai 2020 stellte die Glaubenskongregation die Exkommunikation Rupniks formal fest und hob sie nach seiner Reue noch im selben Monat wieder auf. Weitere Anzeigen von mindestens neun Frauen, die meisten davon Ordensfrauen, wegen geistlichen Machtmissbrauchs und sexueller Handlungen führten 2021 zu weiteren kirchlichen Ermittlungen gegen Rupnik. Zu einem Prozess kam es jedoch wegen Verjährung der Taten nicht mehr. Werke des Künstlers, der eine Werkstatt in Rom unterhält, sind weltweit in Kirchen zu finden. Neben Lourdes sind auch in den Pilgerorten Fátima und Pietrelcina, wo Padre Pio begraben liegt, Mosaike Rupniks.

Lourdes ist der drittgrößte Wallfahrtsort der Welt. Die Wallfahrt geht auf eine Reihe von insgesamt 18 Marienerscheinungen im Jahr 1858 zurück, bei denen die Muttergottes der 14-jährigen Bernadette Soubirous an der Grotte von Massabielle beim Fluss Gave de Pau erschienen ist. Die Grotte ist heute der Mittelpunkt des Wallfahrtsorts, das Wasser der Quelle in der Grotte gilt als heilkräftig. (fxn)