O'Malley weist Zollner-Kritik an Vatikan-Kinderschutzkommission zurück
Der Präsident der Päpstlichen Kinderschutzkommission, Kardinal Sean O'Malley, weist die Kritik von Pater Hans Zollner an angeblichen strukturellen Problemen des Gremiums zurück. Am Donnerstag ergänzte der Kardinal seine ursprüngliche Mitteilung zum Rückzug des Kinderschutzexperten aus der Kommission und zeigte sich überrascht und enttäuscht. Er stimme mit den Behauptungen, die die Wirksamkeit der Kommission in Frage stellen, überhaupt nicht überein. "Wir beide teilen die Ansicht, dass der Schutz von Kindern und gefährdeten Personen weiterhin im Mittelpunkt des Auftrags der Kirche steht, und die Kommission wird diese Überzeugung auch weiterhin zum Ausdruck bringen." Die Kommission werde in den nächsten Wochen eine Vollversammlung abhalten, “auf der wir diese und andere Fragen als Gruppe eingehender behandeln können”.
Zollner hatte am Mittwoch überraschend sein Mandat in der päpstlichen Kommission niedergelegt. In einer ersten Stellungnahme hatte O'Malley das Engagement des Jesuiten gewürdigt und den Rückzug damit begründet, dass Zollner eine neue Aufgabe als Berater für das Bistum Rom übernommen habe und bereits viele weitere Verpflichtungen wahrnehme. Über seinen Twitter-Account erklärte Zollner selbst später, dass er während seiner Arbeit in der Kommission auf Probleme gestoßen sei, die dringend angegangen werden müssten und die ihm ein weiteres Engagement unmöglich machten. Sorgen äußerte er mit Blick auf die Bereiche Compliance, Verantwortungsübernahme und Transparenz. So seien etwa die Auswahlkriterien für die Kommissionsmitglieder sowie deren genaue Rollen und Aufgaben unklar. Auch sei unklar, wie das Verhältnis zwischen der Kinderschutzkommission und dem Glaubensdikasterium sei, dem die Kommission seit der Kurienreform im vergangenen Jahr zugeordnet ist.
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In der Sache äußerte sich O'Malley nicht zu den Vorwürfen Zollners. Die Päpstliche Kommission für den Schutz von Minderjährigen wurde von Papst Franziskus 2014 eingerichtet und nahm 2015 ihre Arbeit auf. Von Anfang an wird sie von dem US-amerikanischen Kardinal O'Malley geleitet. Auch Zollner war von Beginn an Mitglied der Kommission. Der deutsche Jesuit ist Psychologe und gilt als einer der führenden kirchlichen Fachleute auf dem Gebiet der Prävention des sexuellen Missbrauchs. Er lehrt an der Päpstlichen Universität Gregoriana, wo er das 2012 als Kinderschutzzentrum CCP gegründete Institut leitet, das mittlerweile unter dem Namen "Institut für Anthropologie - Interdisziplinäre Studien zu Menschenwürde und Sorge für schutzbedürftige Personen" arbeitet und unter anderem einen Studiengang zu Kinderschutz und Missbrauchsprävention anbietet. (fxn)