Kein Platz für "Zinsgeier"
Denn die Bankgewinne sowie freiwillige Zinsabtretungen und Spenden von Kunden gehen ausschließlich an Projekte der 10.000 Steyler Missionare und Missionsschwestern in über 70 Ländern weltweit - bislang waren das mehr als 91 Millionen Euro.
Die Steyler Bank mit Sitz in Sankt Augustin versteht sich als ethische Privatbank und bietet entsprechende Anlagekonzepte sowie Vermögensberatung. Sie legt ihre Gelder nach ordensgeprägten ethischen Gesichtspunkten an. Die Erlöse kommen Bedürftigen zugute, nicht Aktionären oder Genossenschaftsmitgliedern. Nach eigenen Angaben ist sie bis heute die einzige Missionsbank Europas. Das Geldinstitut betreut derzeit rund 18.000 Kunden mit rund 22.000 Konten.
Vom Missionsinstitut zur Ethik Bank
Die Idee zur Gründung hatte Anfang der 1960er Jahre der Steyler Missionsprokurator Pater Adam Nottebaum. Weil das Geld für seine deutsche Ordensprovinz und für die Unterstützung von Missionaren im Ausland nicht ausreichte, gründete er 1964 eine eigene Bank, das "Steyler Missionssparinstitut". Er wurde dabei unterstützt von einer Hamburger Privatbank, die die Steyler Ethik Bank - wie das Unternehmen seit neustem heißt - auch heute noch berät. Es hat eine symbolische Beteiligung von zwei Prozent an der Bank. "Die restlichen 98 Prozent liegen in der Hand der Steyler Missionare", betont der Geschäftsführer der Steyler Bank, Norbert Wolf.
Seit dem Jahr 2000 ist die Bank auch in Österreich tätig. Aus Spenden und Bankgewinnen wurden im abgelaufenen Jahr 3,37 Millionen Euro erzielt, die in soziale Projekte, Ausbildungs- und Seelsorgeprojekte fließen. "Als Bank zeigen wir, was jeder einzelne tun kann, um diese Welt ein Stück weit gerechter zu machen", erklärt Wolf.
"Afrika-Sparbrief"
Ein Beispiel ist der "Afrika-Sparbrief": Für zwei Jahre wird Geld nach ethischen Gesichtspunkten angelegt; am Ende fließt die Hälfte der Zinsen in ein Projekt der Steyler Missionare, die andere Hälfte bekommt der Kunde. Meist seien es Christen und Menschen, die sich für ein nachhaltiges Leben einsetzen, die ihr Geld dort anlegten und einen Teil den Ordensleuten spendeten, erklärt der Geschäftsführer. "Zinsgeier" seien bei der Bank an der falschen Adresse.
Das Ethik-Konzept der Steyler Bank wurde 2012 weiter ausgebaut. Seitdem kommt weltweit ein Netzwerk sogenannter Ethikscouts zum Einsatz. Diese überprüfen das lokale Handeln von Aktienunternehmen in Bezug auf Umweltzerstörung, Lohndumping und Kinderarbeit. Anhand der Informationen versucht die Bank, die Firmenleitungen zum Umdenken zu bringen. Zudem bietet die Bank seit 2012 auch neuartige nachhaltige Aktien- und Rentenfonds an. Auch hier fließen die Gewinne aus den Verwaltungsgebühren in internationale Hilfsprojekte der Steyler Missionare. Aktuell wird ein Solarprojekt im Südsudan unterstützt.
Lange "Außenseiter und Exot"
Lange sei die Steyler Bank als "Außenseiter und Exot" angesehen worden, bemerkt Geschäftsführer Wolf. Doch das ändert sich allmählich. "Viele Anleger stellen heute kritische Fragen und haben eine neue Haltung eingenommen, sagt Wolf. Sie wollten wirtschaftliche Zusammenhänge verstehen und wissen, mit welchen Geschäften ihre Bank ihr Geld verdient. Auch hätten Privatanleger erkannt, "dass sie mit ihren Investments eine Mitverantwortung haben und wirtschaftliche Prozesse beeinflussen können". Mündige Anleger wollten zunehmend ökonomische Strukturen unterstützen, die zukunftsfähig und gerecht sind. Mit ihrem Fokus auf Nachhaltigkeit, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung zielt die Bank genau auf diese Kundengruppe - offenbar mit einigem Erfolg. 2002 hat die Bank nach eigenen Angaben 100 Millionen Euro verwaltet, heute sind es rund 400 Millionen.
Von Angelika Prauß (KNA)