Kiew kritisiert Kreuzweg-Meditation am Kolosseum
Der Sprecher des ukrainischen Außenministeriums kritisiert den Vatikan wegen der Kreuzweg-Meditation am Karfreitag am Kolosseum in Rom. "Leider müssen wir feststellen, dass die diesjährige Prozession erneut von dem Versuch überschattet wurde, Opfer und Angreifer gleichzusetzen", schrieb Ministeriumssprecher Oleh Nikolenko auf Facebook. "Die gemeinsame Teilnahme eines Ukrainers und eines Russen verzerrt die Realität, in die Russland die Ukrainer gestürzt hat, indem es einen Völkermord an ihnen verübt."
Man erwarte vom Heiligen Stuhl eine Herangehensweise, "die auf einem tiefen Verständnis von Gerechtigkeit und Verantwortung für die Wiederherstellung des Friedens in der Ukraine und die Schaffung von Gerechtigkeit beruht", so Nikolenko. Die Gleichsetzung der Ukraine mit Russland verursache Leid und trage nicht zur Versöhnung bei. Ein solcher Schritt untergrabe die Grundsätze der Gerechtigkeit und der universellen Moral und diskreditiere das Konzept von Frieden und Brüderlichkeit. "Wir sind enttäuscht, dass der Heilige Stuhl die Argumente der ukrainischen Seite über den beleidigenden Charakter einer solchen Geste nicht berücksichtigt hat", so der Sprecher. Eine Versöhnung könne es nur nach einem ukrainischen Sieg, Bestrafung aller russischen Verbrecher, Reue für das Leid und einer Bitte um Vergebung geben.
Gemeinsame Mahnung zu Frieden
Bei der zehnten Station des Kreuzwegs am Kolosseum hatten zwei Jugendliche aus der Ukraine und Russland gemeinsam zu Frieden gemahnt. Der ukrainische Junge stammte aus der von Russland besetzten und annektierten ukrainischen Hafenstadt Mariupol. Die Stadt sei zerstört, sagte er. Der russische Jugendliche berichtete, dass sein großer Bruder im Krieg ums Leben gekommen sei.
Bereits 2022 hatte die Ukraine gegen die damalige Gestaltung der Kreuzweg-Meditation am Kolosseum protestiert. Damals traten eine Ukrainerin und eine Russin gemeinsam auf. Das ukrainische Außenministerium veröffentlichte seine Reaktion diesmal nicht auf seiner Website, sondern nur auf der Facebook-Seite seines Pressesprechers. Es handelt sich damit um eine vergleichsweise niedrige Intervention. Nikolenko betonte auch: "Wir sind Papst Franziskus zutiefst dankbar für seine Sorge um die Ukraine und die Ukrainer." (KNA)