Mediziner Grönemeyer: Die Seele ist etwas Reales
Die Seele durchdringt aus Sicht des Mediziners Dietrich Grönemeyer alle Bereiche des Lebens. "Der Geist macht das Denkende und das Emotionale in uns aus. Die Seele aber durchdringt alles", sagte Grönemeyer der "Zeit"-Beilage "Christ und Welt" (Donnerstag). Auch wenn es immer wieder bestritten werde, sei die Seele mit dem Körper verbunden. "Über die Seele sind wir alle miteinander verbunden, mit allen Lebewesen, mit unserem Planeten, mit dem Kosmos, eine große Gemeinschaft."
Die Seele sei nicht messbar und ein "energetisches Etwas", so der 70-Jährige. "Sie wirkt unendlich und ist immer präsent. Jeder Mensch kommt mit ihr zur Welt. Wir nehmen sie mit nach dem Tod. Und sind durch sie Teil der unendlichen Existenz."
Er selbst spüre die Seele sehr stark beim gemeinsamen Singen: "Da gibt es Momente, wenn alle im Raum miteinander harmonieren. Da steht eine Welle im Raum und man fühlt: Alles ist eins. Boaaah. Ein kurzer Moment des Glücks. Des Stehenbleibens der Welt. Das Gefühl der Unendlichkeit", sagte Grönemeyer.
Grönemeyer: Konflikte am besten mit Empathie klären
Konflikte lassen sich nach den Worten Grönemeyers vor allem mit Empathie klären. "Deswegen sage ich ja immer: mit Herz und Seele. Man muss dem anderen das Gefühl geben, dass gerade nichts wichtiger ist als er. Und nicht nur das Gefühl geben, sondern wirklich so handeln", sagte der Bruder des Musikers Herbert Grönemeyer.
Wenn er selbst einmal negative Gedanken habe, helfe ihm seine Haltung, dass es möglich sei, Schweres zu überstehen. Grönemeyer sprach in dem Interview auch darüber, dass er von seinem Vater – einem versehrten Überlebenden von Stalingrad – geschlagen worden sei und seinen krebskranken Bruder Wilhelm früh verloren habe.
Nach einem Absturz beim Bergsteigen habe er eine Dankbarkeit gelernt: "Ich bin noch da, dachte ich nach dem Absturz, wie großartig. Danach wurde ich entspannter. Vorher war ich impulsiv, konnte mich aufregen, wenn etwas nicht nach meinen Vorstellungen lief", sagte Grönemeyer. "Aber von da an habe ich oft erst mal zugehört und auch moderiert, wenn es zu hitzig wurde." (tmg/KNA)
