Drei weitere Asteroiden nach Jesuiten-Astronomen benannt
Drei weitere Asteroiden sind nach Jesuiten benannt worden. Wie die Arbeitsgruppe für die Benennung kleiner Himmelskörper der Internationalen Astronomischen Union (IAU) in ihrem jüngsten Bulletin (April 2023) mitteilte, werden die drei Patres Johan Stein (1871–1951), Martin F. McCarthy (1923–2010) und Patrick Treanor (1920–1978) mit der Benennung von Asteroiden im Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter geehrt.
Der niederländische Jesuit Stein war von 1930 bis zu seinem Tod 1951 Direktor der Vatikanischen Sternwarte und forschte zu zu veränderlichen Sternen, die durch kurzfristige Helligkeitsschwankungen charakterisiert sind. In seine Amtszeit fällt der Umzug der Sternwarte von Rom nach Castel Gandolfo im Jahr 1933. 1944 fanden in der extraterritorialen Sternwarte und dem Papstpalast in Castel Gandolfo tausende Kriegsflüchtlinge Zuflucht. Steins Asteroid trägt die Bezeichnung (483637) Johanstein. Nach ihm ist außerdem ein Krater auf der erdabgewandten Seite des Mondes benannt.
Der amerikanische Astronom McCarthy erforschte Kohlenstoffsterne. Diese Art Sterne wurden von dem Jesuiten-Astronomen Angelo Secchi entdeckt. McCarthy war von 1958 bis 1999 an der vatikanischen Sternwarte tätig. Er wirkte daran mit, die traditionsreiche Einrichtung zu einer modernen wissenschaftlichen Einrichtung zu machen und rief 1986 die heute noch stattfindenden "Vatican Observatory Summer Schools" für Nachwuchsastronominnen und -astronomen ins Leben. Sein Asteroid trägt die Bezeichnung (483615) Martinmccarthy.
Der Brite Treanor leitete die Vatikanische Sternwarte von 1970 bis zu seinem Tod 1978. Er forschte zu polarisiertem Licht von Sternen und zum interstellaren Medium, also Materie, Strahlung und Materie im Raum zwischen den Sternen. Sein Asteroid trägt die Bezeichnung (483636) Treanor.
Jesuiten betreiben seit Jahrhunderten Astronomie
Mit den drei neuen Namen gibt es mindestens 35 Asteroiden, die nach Jesuiten benannt sind. Zuletzt im Februar wurden drei Ordensmänner mit eigenen Asteroiden geehrt, dazu kommt der Asteroid (560794) Ugoboncompagni, der den bürgerlichen Namen von Papst Gregor XIII. trägt, der zur Unterstützung seiner Kalenderreform die astronomische Forschung förderte. Außerdem gibt es Mondkrater und Asteroiden, die nach Päpsten, Bischöfen und Heiligen benannt sind. So trägt etwa seit 2000 ein Asteroid den Namen "Ratzinger", weil der damalige Präfekt der Glaubenskongregation, Kardinal Joseph Ratzinger, die vatikanischen Archive für die Wissenschaft geöffnet hatte.
Der Jesuitenorden ist seit Jahrhunderten eng mit der Astronomie verbunden. Die Vatikanische Sternwarte, deren Geschichte mit dem Bau des Turms der Winde im 16. Jahrhundert begann, wurde von Anfang an von Jesuiten geleitet. Heute befindet sich das Zentrum des Instituts in Castel Gandolfo, die Forschungseinrichtungen sind seit 1981 an der Universität Arizona (USA). In Arizona betreibt die Sternwarte auch ein eigenes Observatorium auf dem Mount Graham.
Die Benennung von Asteroiden ist ein mehrstufiger Prozess. Ein neuer Himmelskörper wird registriert, wenn er von einem Beobachter an zwei aufeinanderfolgenden Nächten beobachtet wird. Die Sichtungen müssen dann dem "Minor Planet Centre" der IAU gemeldet werden, das eine provisorische Identifikationsnummer vergibt. Anschließend werden frühere Sichtungen von bislang unidentifizierten Himmelskörpern mit der neuen Sichtung abgeglichen, eventuelle Doppelungen werden zusammengeführt. Sobald aus den Daten eine genaue Umlaufbahn ermittelt werden kann, erhält der Asteroid eine permanente Nummer. Das Recht, einen Namen auszuwählen, kommt dem Forscher zu, der genügend Daten für die Berechnung des Orbits geliefert hat, also nicht notwendig dem ersten Entdecker. Der Namensvorschlag wird dann von der Arbeitsgruppe für die Benennung kleiner Himmelskörper geprüft und schließlich offiziell veröffentlicht. (fxn)