Wer bringt eigentlich die Geschenke?

Nicht immer das Christkind

Veröffentlicht am 22.12.2012 um 00:00 Uhr – Lesedauer: 
Brauchtum

Bonn ‐ Alle Jahre wieder… gibt es Geschenke. Aber von wem? Mal ist es der Weihnachtsmann, mal der Nikolaus und mal das Christkind. Und in einigen Ländern sind wiederum ganz andere Personen für die guten Gaben zuständig. Katholisch.de versucht, ein wenig Ordnung in das Schenker-Chaos zu bringen.

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Der Heilige Nikolaus, dessen Gedenktag am 6. Dezember wohl jedes Kind kennt, ist eine der am meisten verehrten Persönlichkeiten des Christentums. Als Freund der Kinder, Patron der Gefangenen, Schutzheiliger von Seefahrern und Kaufleuten, Märtyrer, Bekenner und Nothelfer ist Nikolaus ein viel gefragter Heiliger für fast alle Lebenslagen.

Heute weiß man, der heute verehrte Nikolaus eine Verschmelzung zweier historischer Personen ist: des Bischofs Nikolaus von Myra, der im 4. Jahrhundert gelebt hat, und des gleichnamigen Abts Nikolaus des Mönchsklosters Sion, der später Bischof war und am 10. Dezember 564 starb. Über die reale Gestalt des Nikolaus von Myra ist nur sehr wenig bekannt, in seiner Person vermengen sich heute wahre Geschichte, Legende und volkstümliches Brauchtum.

Aus einer Legende kommt auch, dass am Morgen des 6. Dezember vor die Tür gestellte Stiefel mit Leckereien gefüllt sind. Eines Nachts, so berichtet eine Sage, kam der Bischof von Myra am Haus einer Familie vorbei, die so mittellos war, dass die drei Töchter als Prostituierte ihr Geld verdienen mussten. Damit die jungen Frauen dieses Tun beenden und heiraten konnten, warf Nikolaus drei Beutel mit Gold durch das Fenster des Hauses.

Nikolaus auf niederländisch: Der Sinterklaas.
Bild: ©KNA

Nikolaus auf niederländisch: Der Sinterklaas und sein Gehilfe, der Zwarte Piet.

Siegeszug einer Werbefigur

Besonders in den Niederlanden hat der Sinterklaas große Bedeutung, die holländische Variante des Nikolauses, der ebenfalls drei Wochen vor Weihnachten den Kindern Geschenke bringt. Niederländische Auswanderer waren es auch, die ihren Sinterklaas im 17. Jahrhundert nach Amerika brachten, wo die Verwandlung zum "Santa Claus" ihren Lauf nahm. Der Santa Claus der vergangenen Jahrhunderte entsprach freilich bei Weitem nicht dem heutigen Bild. In Geschichten und Gedichten wird er mal als alter Kobold, mal als Pfeifenraucher mit Hut beschrieben. 1931 beauftragte Coca Cola im Zuge einer großen Weihnachtskampagne einen Zeichner damit, den Santa Claus neu zu gestalten. Und diese Darstellung, für die ein pensionierter Verkaufsfahrer Modell stand, prägte künftig die Vorstellung vom "Weihnachtsmann" und seine Verwendung als kommerzielle Werbefigur.

In Deutschland konkurriert der Weihnachtmann als Geschenkebringer mit dem Christkind. Obgleich dieses heute besonders in katholischen Gegenden verbreitet ist, hat es protestantische Wurzeln. Im Zuge der Reformation wandte sich Martin Luther gegen die Heiligenverehrung der katholischen Kirche und somit auch gegen den Nikolaus. Er verlegte den Tag des Beschenkens auf Weihnachten und ersetzte den Bischof von Myra durch „Heiligen Christ“ aus Geschenkebringer. Über die Jahre entwickelte sich daraus die Bezeichnung „Christkind“ und die Vorstellung als engelsgleiche Erscheinung.

Bringt in Italien die Geschenke: die Hexe Befana.
Bild: ©picture-alliance/ dpa/epa ansa Claudio Onorati

Bringt in Italien die Geschenke: die Hexe Befana.

Länger warten

Übrigens: In anderen Ländern müssen die Kinder länger bis zu Bescherung warten. In Russland gibt es Geschenke erst an Neujahr. Väterchen Frost, ein bärtiger Herr im Pelzmantel trägt ein Zepter, das alles, was es berührt, gefrieren lässt. Auch in Südeuropa, wie beispielsweise in Spanien, ist nicht Weihnachten das Fest der Gaben und Geschenke. Traditionell beschenken hier die Heiligen Drei Könige am 6. Januar all jene, die artig waren. Auch in einigen Teilen Italiens gibt es Geschenke erst am Dreikönigstag - allerdings werden sie hier von einer alten Hexe, der "Befana", überbracht.

Von Christoph Meurer (mit Material von KNA)