Legionäre Christi veröffentlichen weiteren Bericht zu Missbrauch
Die katholische Ordensgemeinschaft Legionäre Christi hat ihren dritten Jahresbericht zur Aufarbeitung von Missbrauch durch Mitglieder veröffentlicht. Laut dem am Montag auf ihrer Website verlinkten Bericht haben zwischen 1941 und 2022 mindestens 27 Priester der Kongregation Minderjährige missbraucht. Das waren 1,9 Prozent der Gesamtzahl an Priestern in dieser Zeit.
2022 seien vier Verfahren gegen Geistliche abgeschlossen worden, so der "Jahresbericht: Wahrheit, Gerechtigkeit und Heilung". Einer davon wurde aus dem Klerikerstand entlassen; zwei weiteren wurde das Feiern öffentlicher Gottesdienste untersagt. Der vierte gehört dem Orden nicht mehr an. Derzeit sind laut dem Report neun kirchenrechtliche Verfahren gegen Priester des Ordens anhängig; gegen vier werde noch ermittelt.
Der Bericht kündigt für 2023 die Bildung einer Kommission an, die "global und systematisch" das Ausmaß von geistlichem Missbrauch durch Ordensmitglieder weiter aufklären soll. Der Orden stehe mit mehr als 60 Missbrauchsbetroffenen in direktem Kontakt. 42 Betroffene wurden 2022 durch eine unabhängige Organisation betreut; 29 davon wurden als Minderjährige sexuell missbraucht. Zudem sei 2022 ein Programm für finanzielle Entschädigung aufgelegt worden. Bisher hätten seit 2010 32 Betroffene Zahlungen erhalten. Mit Blick auf "sichere Räume" habe die überprüfende Organisation Preasidium sechs der weltweit neun Territorien der Legionäre Christi ein gutes Zeugnis ausgestellt.
Verfehlungen durch leitende Ordensmitglieder
Wie der Bericht weiter angibt, lag 2022 ein Schwerpunkt auf einer unabhängigen Untersuchung von Verfehlungen in Zusammenhang mit Missbrauchsfällen durch leitende Ordensmitglieder. Die Ergebnisse seien der vatikanischen Ordensbehörde übergeben worden.
Javier Cerceda, Direktor der Legionäre Christi für Spanien, rief Betroffene auf, sich zu melden, sofern noch nicht geschehen. "Jenen, die, aus welchen Gründen auch immer, diesen Schritt noch nicht tun konnten, möchten wir sagen, dass wir zu ihrer Verfügung stehen."
Die Legionäre zählen nach eigenen Angaben derzeit rund 1.500 Mitglieder in 21 Ländern. Anfang der 2000er-Jahre waren schwere Fälle sexuellen und psychologisch-geistlichen Missbrauchs durch den Gründer bekannt geworden, den mexikanischen Priester Marcial Maciel (1920-2008). Dies hatte eine schwere Krise des Ordens und einen mehrjährigen Erneuerungsprozess zur Folge. Angesichts von Mängeln in den inneren Leitungsstrukturen verfügte Papst Benedikt XVI. 2010 eine umfassende Untersuchung der Gemeinschaft und durchgreifende Reformen. (KNA)