Vorwürfe nicht gemeldet: Limburger Generalvikar zurückgetreten
Der Limburger Bischof Georg Bätzing hat den Rücktritt seines Generalvikars Wolfgang Rösch aufgrund von Fehlern im Umgang mit dem Fall des ehemaligen Regens Christof May angenommen. Neuer Generalvikar wird der bisherige Domdekan Wolfgang Pax. Rösch sei sich nach einer durch Bätzing beauftragten externen juristischen Untersuchung des Falls May bewusst geworden, dass er Fehler gemacht habe. "Dafür ziehe ich persönlich Konsequenzen, indem ich um Entpflichtung vom Amt des Generalvikars gebeten habe", so Rösch in einem am Dienstag veröffentlichten Brief an die Mitarbeitenden des Bistums. Bischof Bätzing begrüßte den Schritt: "Es ist wichtig, dass aus neuen Erkenntnissen auch Konsequenzen gezogen werden. Ich habe Respekt dafür, dass er Verantwortung für sein damals fehlerhaftes Handeln übernimmt." Bätzing dankte Rösch für das vertrauensvolle Miteinander und würdigte sein Wirken als Generalvikar.
Im vergangenen Jahr hatte sich der damalige Regens May selbst getötet, nachdem er in einem persönlichen Gespräch mit Bischof Bätzing mit Vorwürfen übergriffigen Verhaltens konfrontiert worden war. Bätzing hatte ihn am Tag vor seinem Tod von allen Ämtern freigestellt, um Vorwürfe übergriffigen Verhaltens prüfen und klären zu können. Das Bistum teilte später mit, die Vorwürfe hätten sich erhärtet und hätten disziplinarrechtliche, aber keine strafrechtlichen Maßnahmen für May zur Folge gehabt. Später wurde eine Aufarbeitungskommission eingerichtet. Im November berichtete der Hessische Rundfunk, dass der Kommission Informationen auf ein Gespräch mit May zu den Vorwürfen im Zeitraum 2014 bis 2016 vorliegen. Rösch teilte nun in seinem Brief mit, dass er bereits 2015 von den Vorwürfen gegen May erfahren hatte. Er habe es sich zur Aufgabe gemacht, diese zu klären. "Damals habe ich ein gemeinsames Gespräch mit einer betroffenen Person und dem Beschuldigten geführt. Das war ein Fehler", räumt der ehemalige Generalvikar ein. Das Gespräch sei der betroffenen Person nicht gerecht geworden. Außerdem sei er davon ausgegangen, dass die Beschuldigung gegenstandslos gewesen sei. "Deshalb habe ich unseren Bischof vor der Berufung von Christof May zum Regens und Bischofsvikar auch nicht auf die Vorwürfe hingewiesen. Auch dies war ein Fehler", so Rösch weiter.
Fast zehn Jahre lang Generalvikar
Rösch wurde ursprünglich zum 1. Januar 2014 vom damaligen Bischof Franz-Peter Tebartz van Elst zum Generalvikar ernannt. Auf Entscheidung des Heiligen Stuhls trat er sein Amt schon Ende Oktober 2013 an, um das Bistum während der von Rom angeordneten Auszeit des Bischofs aufgrund des diözesanen Finanzskandals zu verwalten. Bis zu seinem Amtsantritt in der Bistumsleitung war Rösch Stadtdekan von Wiesbaden, von 1997 bis 2003 leitete er das Limburger Priesterseminar als Regens. Bischof Bätzing ernannte Rösch nach seinem Amtsantritt 2016 erneut zum Generalvikar, nachdem er während der Sedisvakanz nach dem Rücktritt von Tebartz-van Elst bereits Ständiger Vertreter des Apostolischen Administrators war.
Der neue Generalvikar Pax leitet bisher das Kommissariat der katholischen Bischöfe in Hessen und war von 2018 bis 2022 Bischofsvikar für den synodalen Bereich. Seit 2006 ist er Mitglied des Limburger Domkapitels, vor gut einem Jahr übernahm er als Domdekan die Leitung des Kapitels. 2007 wurde Pax mit einer Arbeit über "Führung in der Kirche" im Bereich der Wirtschafts- und Organisationspsychologie promoviert. "Ich bin Wolfgang Pax sehr dankbar dafür, dass er sich der neuen Aufgabe als Generalvikar stellt. Ich weiß, wie engagiert er im Kommissariat an der Schnittstelle Kirche und Politik arbeitet. Sich trotzdem nun der großen Verantwortung und den damit verbundenen hohen Erwartungen eines Generalvikars zu stellen, zeigt mir seine Verbundenheit mit dem Bistum Limburg und auch mit mir als Bischof", würdigte Bätzing seinen neuen Generalvikar. (fxn)
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