Prager Kardinal Dominik Duka wird 80 Jahre alt – eine gemischte Bilanz
Tschechiens einziger Kardinal, der Prager Alt-Erzbischof Dominik Duka, wird am 26. April 80 Jahre alt und scheidet damit aus dem Kreis der Papstwähler aus. Somit wäre unser südöstliches Nachbarland derzeit in einem möglichen Konklave ohne Stimmrecht. Tschechien reiht sich damit in viele Länder des früheren Ostblocks ein, die Johannes Paul II. (1978-2005) einst mit seinen Kardinalsberufungen für ihren Mut und ihr Durchhaltevermögen in kommunistischer Zeit belohnt hatte: Slowakei, Ukraine, Belarus, Rumänien, Lettland, Litauen.
Dominik Duka, obwohl ein Ordensmann (der Dominikaner), war im Amt nicht unbedingt ein "Franziskus-Mann". So räumte er selbst verschiedentlich ein, dass er in der Flüchtlingsfrage eine andere Haltung als der aktuelle Papst einnehme. Zwar erhielt er zu Jubiläen und auch sonst viele warme Worte aus der politischen Szene in Prag für seinen Einsatz beim Zusammenhalt der tschechischen Gesellschaft. Doch an der Basis blieb der Hauptstadt-Erzbischof nicht unumstritten.
Dort maß man Duka an seinem Vorgänger, Kardinal Miloslav Vlk (1932-2017). Der hatte sich bis zum letzten Atemzug mit den Mächtigen in der Prager Politik angelegt, um für die Kirche die bestmögliche Lösung im über Jahrzehnte dauernden Entschädigungsstreit mit dem Staat herauszuholen. Duka war da für die staatliche Seite vergleichsweise ein Leichtgewicht. In der guten Absicht, den erbittert geführten Streit um das in den 50er Jahren von den damals herrschenden Kommunisten konfiszierte Eigentum der Kirchen und Religionsgemeinschaften endlich zu beenden, war er zu vielen Kompromissen bereit.
Rücktrittsforderung von 100 Laien
Als der Prager Erzbischof 2018 die bischöfliche Altersgrenze von 75 Jahren erreichte, forderten etwa 100 katholische Laien den Papst per Brief auf, ihn nicht länger im Amt zu belassen. Sie beklagten eine Neigung "zu Nationalismus und zu Rechtsextremen", eine "unkritische Unterstützung des islamophoben Präsidenten Milos Zeman" sowie eine zu große Nähe von Kirche und Staat. Doch Franziskus lässt sich ungern treiben; er beließ den so Gescholtenen noch bis Mitte 2022 im Amt.
Menschen, die ihn näher kannten, verorteten den Grund für Dukas Nähe zur Politik auch in seiner gemeinsamen Gefängnis-Zeit als Dissident mit dem späteren Nachwende-Staatspräsidenten Vaclav Havel. Duka erinnerte in Medienauftritten wiederholt an diese Zeit als Häftling.
Am 26. April 1943 in Hradec Kralove (Königgrätz) geboren, trat Duka 1968 geheim in den Dominikanerorden ein und wurde 1970 zum Priester geweiht. Nachdem ihm die Kommunisten die Erlaubnis zum Dienst als Priester entzogen hatten, arbeitete er 15 Jahre als Zeichner in der Fabrik des Autobauers Skoda in Plzen (Pilsen). Heimlich blieb er weiter für seinen Orden tätig.
Von 1986 bis 1998 leitete Duka dann als Provinzial den Dominikanerorden in Böhmen und Mähren, bis ihn Papst Johannes Paul II. zum Bischof seiner Heimatstadt Hradec Kralove und Benedikt XVI. ihn zum Prager Erzbischof ernannte. Damit wurde er auch Primas von Böhmen – und 2012 Kardinal
Als "wirkliche Erfolge" seiner Amtszeit verbucht Duka selbst die Lösung der über zwei Jahrzehnte schwelenden Frage der Eigentumsrechte am Prager Veitsdom und die Rückführung der Gebeine des von den Kommunisten ins Exil vertriebenen "Bekenner-Kardinals" Josef Beran (1888-1969) aus Rom. Beim Gedenkgottesdienst für Beran 2018 im Veitsdom übrigens distanzierte sich Duka ausdrücklich von Präsident Zeman, der der Feier demonstrativ ferngeblieben war und stattdessen eine Veranstaltung der Nachfolgepartei der Kommunisten besuchte.
Rückgabe von Kirchengütern
Unsicher zeigte sich der Kardinal hingegen in der Bewertung seiner politischen Verhandlungen um die Rückgabe der von den Kommunisten enteigneten Kirchengüter. Manch einer denke, "dass die Restitution ein großer Erfolg" gewesen sei, sagte Duka. Sie sei aber "um den Preis großer persönlicher Kontroversen und manchmal auch Enttäuschungen" geschehen. Und: Mit den rückerstatteten Gütern zu wirtschaften, sei "eine sehr schwere Aufgabe".
Ob das Ergebnis tragen wird, kann erst nach 2030 abschließend beurteilt werden. Dann soll die Trennung von Staat und Kirche in Tschechien endgültig vollzogen sein. Die Kirche muss dann mit ihrem Eigentum allein wirtschaften und damit auch ihre Priester selbst entlohnen.
Dukas Nachfolger als Prager Erzbischof, Jan Graubner, hat nach allgemeiner Einschätzung kein leichtes Erbe übernommen. Der bereits 74-jährige vormalige Erzbischof von Olomouc (Olmütz) und Metropolit von Mähren muss sich vor allem der Realität stellen, dass die Zahl der Gläubigen stark rückläufig ist – und das in einem Land, das ohnehin schon als reichlich säkularisiert gilt. Ein möglicher Kardinalshut wäre da wohl nur ein schwacher, zudem persönlicher Trost.