Journalist Frank warnt Kirche vor Einschränkung der Pressefreiheit
Der Vorsitzende der Gesellschaft Katholischer Publizisten (GKP), Joachim Frank, hat die katholische Kirche vor Einschränkungen der Pressefreiheit gewarnt. "Kirchenoffiziell ist das Bekenntnis zur Freiheit der Medien klar und deutlich. Und ich halte es auch nicht für ein bloßes Lippenbekenntnis. Aber es gibt auch Restriktionen und Grenzüberschreitungen", sagte Frank am Mittwoch in einem Interview mit dem Internetportal feinschwarz.net zum Internationalen Tag der Pressefreiheit. Wenn etwa führende Kirchenleute die weitere Finanzierung kirchlicher Medien in Frage stellten, weil sie sich an bestimmten Inhalten stießen oder kritische Berichte als Netzbeschmutzung auffassten, "dann ist diese unverhohlene Drohung mit dem Dreh am Geldhahn aus meiner Sicht ein Angriff auf die Freiheit der Berichterstattung".
Problematisch sei es auch, Informationen bevorzugt an handverlesene Journalistinnen und Journalisten zu geben – nach dem Motto "Wissen ist Macht". "Ganz und gar unsäglich sind allerdings Angriffe auf aufklärenden Journalismus mit Nazi-Vergleichen und Begriffen aus dem Wörterbuch des Unmenschen. Dass sich Kirchenmänner wie der frühere Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller ungestraft mit solchen Ausfällen hervortun, ja sogar noch kirchlich Karriere machen konnten, ist ein Menetekel für die Achtung der Presse und ihrer kritischen Funktion", so Frank weiter. Er rief die Kirche dazu auf, Hüterin der Pressefreiheit zu sein – "nicht nur, weil die Religionsfreiheit ein vergleichbar schutzwürdiges Gut ist, sondern auch, weil die Kirche der Botschaft des Evangeliums zufolge einen Raum der Freiheit eröffnet".
"Kirchliche Medien hätten als katholische Prawda keine Glaubwürdigkeit"
Der GKP-Vorsitzende räumte zugleich ein, dass die Pressefreiheit im Raum der Kirche "selbstverständlich" eine Herausforderung sei, "und zwar schon deshalb, weil die Kirche – wie andere gesellschaftliche Player auch – ein Tendenzbetrieb mit klarer weltanschaulicher Bestimmung ist". Solange die weltanschauliche Vielfalt in der Gesellschaft insgesamt gewahrt bleibe und der Wahrheitsanspruch einer Institution wie der Kirche nicht zur Unterdrückung widerstreitender Auffassungen führe, sehe er darin jedoch im Prinzip kein Problem. Und weiter: "In einer pluralen Medienlandschaft wären kirchliche Medien am Ende, wenn sie lediglich Sprachrohr der Hierarchie wären oder zur Hofberichterstattung eingesetzt würden. Als katholische Prawda hätte sich die Glaubwürdigkeit eines kirchlichen Mediums erledigt."
Mit dem Internationalen Tag der Pressefreiheit wird seit 1994 jährlich am 3. Mai auf Verletzungen der Pressefreiheit sowie auf die grundlegende Bedeutung freier Berichterstattung für die Existenz von Demokratien aufmerksam gemacht. In der am Mittwoch veröffentlichten weltweiten Rangliste der Pressefreiheit der Organisation "Reporter ohne Grenzen" ist Deutschland in diesem Jahr nicht mehr in den Top 20 vertreten. Nach Platz 16 im Vorjahr belegt die Bundesrepublik in diesem Jahr nur noch Rang 21. Grund dafür sei die weiter zunehmende Gewalt gegen Journalistinnen und Journalisten. Mit 103 physischen Angriffen sei zuletzt der höchste Stand seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 2015 dokumentiert, so "Reporter ohne Grenzen". (stz)