Nach plötzlichem Tod: Malteser haben neuen Großmeister
Die Malteser haben John T. Dunlap zum Fürsten und 81. Großmeister des Souveränen Malteser Ritterordens gewählt. "Der 66-jährige Kanadier Fra' John Dunlap ist der erste Justizritter (Profess) aus Übersee, der in das höchste Amt des Malteserordens gewählt wurde", gab der Orden am Mittwoch in Rom bekannt. Dunlap wurde im Zuge der Ordensreformen nach dem plötzlichen Tod von Marco Luzzago 2022 von Papst Franziskus als Statthalter des Ordens eingesetzt.
Dunlap habe Papst Franziskus seine Wahl in einem handgeschriebenen Brief mitgeteilt, hieß es vom Orden. Er habe anschließend einen Eid in die Hände des Sonderbeauftragten des Papstes, Kardinal Silvano Maria Tomasi, abgelegt. Dunlap wurde für eine Amtszeit von 10 Jahren gewählt.
John T. Dunlap wurde 1957 in der kanadischen Hauptstadt Ottawa geboren. Er ist Rechtsanwalt und spezialisierte sich auf Gesellschafts- und Einwanderungsrecht. Seit 1997 ist er Rechtsberater der Ständigen Beobachtermission des Heiligen Stuhls bei den Vereinten Nationen. 1996 wurde er in den Malteserorden aufgenommen und legte 2004 die Zeitlichen Gelübde als Professritter ab. 2006 wurde er zum Ordensoberen des Subpriorats "Unserer Lieben Frau von Lourdes" mit Sitz in New York gewählt.
Bezeugung des Glaubens, Hilfe den Bedürftigen als Wegweisung
In seiner Ansprache an die Mitglieder des Wahlgremiums sagte Dunlap: "Viele Herausforderungen liegen vor uns, aber vereint im Bewusstsein unserer Mission 'Tuitio Fidei et Obsequium Pauperum' (Bezeugung des Glaubens, Hilfe den Bedürftigen) bin ich sicher, dass wir sie vereint und geschlossen angehen können, in demselben Geist, der den seligen Gerhard, den Gründer des Ordens, vor über 900 Jahren geleitet hat".
Der Großmeister ist das Oberhaupt des Malteserordens. Als katholischer Orden sind die Malteser dem Heiligen Stuhl unterstellt. Leitungsfiguren des Ordens müssen dem Papst über wichtige Angelegenheiten Rechenschaft ablegen. Zugleich ist der Souveräne Malteserorden politisch ein eigenes Völkerrechtssubjekt. Dieser Status verschafft ihm einzigartige Zugänge auf politischer und diplomatischer Ebene und soll besondere Unabhängigkeit in Konflikten ermöglichen. So unterhalten die Malteser diplomatische Beziehungen mit mehr als 100 Staaten sowie mit der EU. Außerdem haben sie Ständige Vertreter bei den Vereinten Nationen und etlichen weiteren internationalen Organisationen.
Anfang des Jahres wählte der Malteserorden eine neue Ordensleitung. Beim außerordentlichen Generalkapitel in Rom wählten die Mitglieder Riccardo Paterno di Montecupo zum Großkanzler. In der Vergangenheit soll es Spannungen zwischen dem päpstlichen Bevollmächtigten, Kardinal Tomasi, und Teilen der Ordensleitung gegeben haben. Dem Vernehmen nach ging es dabei auch um die völkerrechtliche Unabhängigkeit und den kirchenrechtlichen Status des weltweit humanitär tätigen Ordens. (ben)