Kirche ist viel mehr als ihre bezahlten Mitarbeiter!
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Am Samstag hat Kardinal Reinhard Marx im Kölner Dom 14 Frauen und Männer als Damen und Ritter in den Päpstlichen Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem feierlich aufgenommen: gestandene Persönlichkeiten, die ihre Frau oder ihren Mann im Leben, in der Gesellschaft und in der Kirche stehen. Dabei auffällig: Abgesehen von einem Diakon und zwei Priestern handelt es sich bei den neu Investierten in übergroßer Mehrheit um Laien, und zwar im ureigentlichen Sinn, wie sie die Dogmatische Konstitution "Lumen Gentium" charakterisiert: Menschen, die in der Welt leben und dort Christus kund machen. (LG 31)
Ähnlich wie bei den 14 Neuinvestierten verhielt es sich auch bei den über 700 Teilnehmenden der "Frühjahrsinvestitur" in Köln: Man musste lange suchen, um jemanden zu finden, die oder der auf der Gehaltsliste der Kirche steht. Hier waren vor allem bekennende Katholikinnen und Katholiken zusammengekommen, die dieses Wochenende nicht als Dienstreise abrechnen konnten, sondern ihre Freizeit dafür geopfert haben, um auf Privatkosten für ein Wochenende nach Köln zu kommen, um dort gemeinsam zu beten und Liturgie zu feiern, sich über den Glauben auszutauschen und sich über die aktuellsten Entwicklungen im Heiligen Land zu informieren und um schließlich für die Menschen im Nahen Osten nicht nur zu beten, sondern sie auch finanziell durch eine großherzige Spende zu unterstützen.
Es war ermutigend zu erleben, wie Menschen, die beruflich mit der Kirche nichts zu tun haben, sich der Herausforderung stellen, ihr Leben und ihren Alltag als Getaufte unter das Geheimnis des Kreuzes zu stellen und einen wachen Blick für die Wunden unserer Zeit zu haben, und zwar nicht nur in ihrem eigenen gesellschaftlichen, kirchlichen und beruflichen Umfeld, sondern auch für die der Menschen in der Ursprungsregion des christlichen Glaubens und der anderen abrahamitischen Religionen.
Wahr ist leider auch, dass diese aktiven Glieder des Volkes Gottes sich zu wenig wahrgenommen fühlen, da sie nicht bei der Kirche arbeiten und kein "Binnenkirchlich" sprechen.
Wie wäre es, wenn die Vertreterinnen und Vertreter der deutschen "Amtskirche", also Bischöfe wie hauptamtliche Laien, sich einmal ausschließlich mit denjenigen Glaubensgeschwistern treffen würden, die beruflich nichts mit Kirche und Theologie zu tun haben, aber das kirchliche Leben in Deutschland wesentlich tragen? Ob die Kirche in Deutschland so viel echten synodalen Mut aufbringt?
Der Autor
Nikodemus Schnabel OSB ist Abt der Dormitio-Abtei in Jerusalem, Lateinischer Patriarchalvikar für alle Migranten und Asylsuchenden und Direktor des Jerusalemer Instituts der Görres-Gesellschaft (JIGG).
Hinweis
Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der Autorin bzw. des Autors wider.