Kritik an Aussagen des Vatikan

Dogmatiker Wintzek: Können uns Predigtverbot für Frauen nicht leisten

Veröffentlicht am 17.05.2023 um 16:26 Uhr – Lesedauer: 

Köln ‐ Es gehe bei der Predigt um theologische Kompetenz, sagt Theologe Oliver Wintzek. Die aber werde nicht automatisch mit der Weihe des Mannes zum Priester verliehen. Schief sei, dass Ständige Diakone predigen dürfen, nicht aber Pastoralreferentinnen.

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Der Mainzer Theologe Oliver Wintzek kritisiert das jüngst vom Vatikan bekräftigte Predigtverbot für Frauen in der katholischen Kirche. "Können wir uns das wirklich leisten, dass 50 Prozent der Stimmen nicht gehört werden können?", fragte der Professor für Dogmatik und Fundamentaltheologie am Mittwoch in einem Interview des Kölner Online-Portals "domradio.de". Es gehe bei der Predigt um die theologische Kompetenz. Die aber werde nicht automatisch mit der Weihe des Mannes zum Priester verliehen.

Als schief bezeichnete Wintzek es, dass zwar Ständige Diakone bei einer Eucharistiefeier predigen dürfen, nicht aber Pastoralreferentinnen. Viele Diakone hätten kein Hochschulstudium absolviert. "Das ist gerade in der Berufsgruppe der Pastoralreferent:innen und Gemeindereferent:innen durchaus gegeben. Die können mit theologischer Kompetenz und sollten auch mit theologischer Kompetenz zu Wort kommen."

Keine Sorge über Konsequenzen

Seit mehreren Jahren ruft die Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) anlässlich des 17. Mai, dem Fest der Apostelin Junia, zu einem Predigerinnentag auf. Damit soll die Forderung nach Predigterlaubnis für Laiinnen und Laien in der Kirche unterstrichen werden.

Der Vatikan hatte zuletzt entsprechenden Reformforderungen eine Absage erteilt. In einem Brief erklärte kürzlich das vatikanische Dikasterium für Gottesdienste und Sakramente, dass es Frauen und nicht zum Priester geweihten Männern weiterhin nicht gestattet sei, in Gottesdiensten mit Eucharistiefeier zu predigen.

Über Konsequenzen seitens des Vatikans für Personen, die trotz des Verbots predigen, sorgt sich Wintzek nach eigenen Aussagen nicht: "Was sollte passieren?", so der Theologe, der Priester der Erzdiözese Freiburg ist. Es sei sinnvoll und berechtigt, dass auch Frauen predigten: "Diese Dinge, die jetzt hier laufen und die ich durchaus begrüße, fügen sich eigentlich ein in das, was ein wirkliches Grundanliegen ist: Die Botschaft des Evangeliums unters Volk zu bringen." (KNA)