Könne nicht sein, dass schwere Arbeit mit schlechtem Lohn bezahlt wird

Bischof Wilmer mahnt faire Entlohnung für LKW-Fahrer an

Veröffentlicht am 18.05.2023 um 11:16 Uhr – Lesedauer: 

Hildesheim/Braunschweig ‐ Es könne nicht sein, dass schwere Arbeit mit schlechtem Lohn bezahlt werde, mahnt der Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer mit Blick auf die Situation von LKW-Fahrern. Er sprach auch über die Abhängigkeit des deutschen Lebensstils von ihnen.

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Eine angemessene Entlohnung und faire Arbeitsbedingungen für LKW-Fahrer fordert der Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer. "Es kann nicht sein, dass schwere, anstrengende Arbeit mit schlechtem Lohn bezahlt wird", sagte Wilmer am Mittwochabend, wie das Bistum Hildesheim mitteilte. Auf dem Rastplatz Zweierdorf Holz Süd an der A2 bei Braunschweig spendete der Bischof zahlreichen LKW-Fahrern den Reisesegen.

Anlass ist die diesjährige Pfingstaktion des Osteuropa-Hilfswerks Renovabis, die den Blick auf die Situation von Arbeitsmigranten aus Osteuropa lenkt. Ihr Schicksal könne den Menschen in Deutschland nicht egal sein, mahnte Wilmer: "Wir leben von ihnen. Ohne sie könnten wir unseren Lebensstil nicht aufrechterhalten." Angesichts teils ausbeuterischer Praktiken sprach er von moderner Sklaverei. Auch die Kirche sei gefordert, sich für diese Menschen einzusetzen.

Moderne Sklaverei

Mehr Solidarität forderte auch Renovabis-Geschäftsführer Markus Ingenlath. Das Hilfswerk wolle die Menschen bereits in ihrem Heimatländern unterstützen, damit sie nicht auf ausbeuterische Angebote angewiesen seien. "Sie fehlen dann zwar bei uns, aber wir müssen hier mehr Solidarität leisten für eine gute Zukunft für alle", sagte Ingenlath.

Bei der Veranstaltung, die von Renovabis und dem Bistum Hildesheim zusammen mit der Kolping-Jugend, den Maltesern und der Polizeiseelsorge organisiert wurde, kamen auch zwei LKW-Fahrer zu Wort: Andrej und Pavlo, beide aus der Ukraine. Pavlo berichtete, er habe seine Familie seit Kriegsausbruch nicht mehr gesehen; seine Frau, Tochter und Schwiegermutter seien von den Russen verschleppt worden. Er könne jedoch ab und zu mit ihnen telefonieren. Andrejs Familie konnte fliehen und lebt nun in Litauen; er selbst transportiert Weizen von der Ukraine nach Westeuropa. Die Umstände, aber auch die schwierigen Arbeitsbedingungen drücken nach seinen Worten aufs Gemüt.

An Pfingsten ruft Renovabis bundesweit in allen katholischen Gottesdiensten zu Spenden auf. Das Motto der diesjährigen Aktion lautet: "Sie fehlen. Immer. Irgendwo." Um Arbeitsmigration einzudämmen, unterstützt das Hilfswerk unter anderem Start-Ups auf dem Balkan. In Deutschland setzt es sich dafür ein, dass Arbeitsmigranten fair entlohnt und menschenwürdig behandelt werden. (KNA)