Theologin Käßmann beendet ihre Kolumne bei der "Bild am Sonntag"
Die Theologin Margot Käßmann beendet ihre Kolumne bei der "Bild am Sonntag". Seit Pfingsten 2014 hatte sie dort regelmäßig aus christlicher Sicht Themen des Alltags kommentiert, unter anderem das Miteinander der Generationen, die Situation von Frauen und Kindern oder das Gesundheitswesen. 454 Beiträge kamen so zusammen. Mit ihrem 65. Geburtstag werde sie jetzt einen Schnitt setzen, sagte Käßmann dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die promovierte Theologin wird am 3. Juni 65 Jahre alt.
Die "Bild am Sonntag" habe im vergangenen Jahr eine Reichweite von rund 6,2 Millionen Leserinnen und Lesern pro Ausgabe erzielt, erläuterte die frühere Landesbischöfin von Hannover und ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). "Es war mir eine Freude, die Kolumne schreiben und Ihnen jede Woche einen Bibelvers mit auf den Weg geben zu dürfen", schreibt die Theologin ihren Leserinnen und Lesern.
Reaktion auf "Dauerkritik"
In ihrer letzten Kolumne am Pfingstsonntag begründete Käßmann ihren Schnitt auch mit der "Dauerkritik", die sie zunehmend belaste. "Wer heute eine Meinung äußert, wird von denen mit einer anderen Meinung sofort an den Pranger gestellt, mit übelsten Beschimpfungen versehen und diffamiert", schreibt sie. "Die Diskussionskultur ist durch die sogenannten sozialen Medien absolut verroht. Da fehlt Menschen jeder Anstand, sie rotzen ohne Anrede ihre Ablehnung persönlich beleidigend in die Tasten." Sie diskutiere gern. "Aber nicht auf diffamierende Weise. Das muss ich mir nicht mehr antun."
Zudem wolle sie jetzt Platz für jüngere Menschen machen, sagte Käßmann dem epd. Auch andere Aufgaben werde sie deswegen jetzt abgeben. So habe sie Einladungen zu politischen Talkshows abgesagt, und sie werde auch ihre beiden Podcasts beim NDR und bei der Verlagsgruppe Droemer Knaur beenden. Zudem werde sie das Ehrenamt als Botschafterin des Kinderhilfswerks terre des hommes niederlegen und aus verschiedenen Kuratorien ausscheiden. "Ich denke, dass der 65. Geburtstag ein größerer Einschnitt wird als der sechzigste", sagte die Theologin. (epd)